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Parteichef Peter Kaiser hatte es nicht immer leicht mit seinen Kärntner Genossen. Querschüsse gibt es derzeit keine.

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STANDARD: Sie wollen Kärntens nächster Landeshauptmann werden. Ihr Wort in Karl Marx' Ohr?

Kaiser: Ich spüre jeden Tag mehr, dass die Kärntner Bevölkerung eindeutig eine Wende will. Ich sage den Leuten aber auch: Der sicherste Weg für einen Wechsel ist es, wenn die SPÖ stärkste Partei wird. Anderenfalls ist es nämlich nicht auszuschließen, dass es zu einer Koalition der bürgerlichen Kräfte mit der FPK kommt.

STANDARD: Derzeit müssen Sie wieder um eine rot-grüne Mehrheit zittern. Nimmt der oppositionelle Schwung nach dem Auffliegen der FPK-Korruptionskandale schon wieder ab?

Kaiser: Wahlkämpfe sind anders als die Realität. Die FPK pumpt Unsummen in Riesenplakate, von denen Gerhard Dörfler herunterlacht. Das erzeugt ein optisches Überlegenheitsgefühl. Wir müssen klar machen, dass wir ein Jahr früher wählen - und zwar deshalb, weil die FPK-ÖVP-Milchkoalition durch den Skandal um das Birnbacher-Geständnis zu einer Korruptionskoalition geworden ist.

STANDARD: SPÖ, Grüne und ÖVP verzichten auf Plakate und Wahlgeschenke? Ist das ein Fehler?

Kaiser: Wenn die FPK auf 250 Metern sieben Mal Dörfler plakatiert, dann übertreibt sie es. Ebenso mit ihren Pamphleten in der Parteizeitung Kärntner Nachrichten oder mit der Landeszeitung, die sie zu einer blauen PR-Broschüre umfunktioniert hat. Unser Verzicht führt dazu, dass diese verschwenderische Werbeflut zur Selbstanklage für Dörfler wird.

STANDARD: Könnte die FPK noch einmal vom Haider-Effekt profitieren?

Kaiser: Wenn, dann nur mehr peripher. Die Leute erkennen schon, dass das nicht die gute alte Zeit war. Wer Dörfler kennt, kann Jörg Haider keine Hommage abstatten.

STANDARD: Schließen Sie aus, dass die SPÖ Gerhard Dörfler zum Landeshauptmann wählt, wenn Sie nicht Erster werden?

Kaiser: Weder ich noch die SPÖ werden Dörfler wählen. Auch die Grünen und die ÖVP nicht. Das Team Stronach will kein Steigbügelhalter sein. Dörfler kann also nur mit einer absoluten Mehrheit seiner Partei Landeshauptmann werden. Und das ist sehr unwahrscheinlich.

STANDARD: Die SPÖ könnte ja ohne Sie wieder mit der FPK zusammenarbeiten.

Kaiser: Unsere Partei ist gefestigt und geschlossen. Es wird keine Koalition, keine festgeschriebene Zusammenarbeit mit der FPK geben. Auch unsere Funktionäre wollen den Wechsel. Eine punktuelle Zusammenarbeit kann ich aber nicht ausschließen, wie etwa in der Kärntner Gesundheitspolitik. Das ist ja auch okay und ergibt sich schon aus dem Regierungsproporz.

STANDARD: Ihr Wahlziel ist, stärkste Partei zu werden mit einem Dreier vorn. Das klingt nicht sehr ambitioniert. Die SPÖ hatte zuletzt 28,7, die FPK fast 45 Prozent.

Kaiser: Ich bleibe lieber realistisch. Es treten diesmal zehn Parteien an. Dem Team Stronach werden allein 15 Prozent zugetraut. Da ergibt sich eine ganz andere Wertung. Für mich ist wichtig, stärkste Partei zu werden und ein Dreier vorne.

STANDARD: Auch die SPÖ hat Korruptionsermittlungen in der Top-Team-Affäre am Hals. Treten Sie nach der Wahl zurück, falls Anklage erhoben würde?

Kaiser: Es war die FPK, die uns angezeigt hat. Ich gehe davon aus, dass es nicht dazu kommen wird. Wenn jedoch wider Erwarten Anklage erhoben wird und dadurch eine Beeinträchtigung des Amtes gegeben ist, dann ist dieses bis zur Klärung des Sachverhalts ruhend zu stellen.

STANDARD: Warum geben Sie sich im Wahlkampf so zurückhaltend?

Kaiser: Das ist Teil der Wende, ein Stil, der sich bewusst vom Rabaukentum der FPK abhebt. Diese Herrenbauern-Großmannssucht, die "Wir sind wir"-Mentalität, brachte Kärnten an den Abgrund. Der "In die Goschn haun"-Reflex ist nicht meiner. Wir müssen Kärnten erst zurück in die Normalität bringen und es dann in eine bessere Zukunft führen.

STANDARD: Einige Ihrer Genossen haben die SPÖ in Richtung Frank Stronach verlassen. Trifft Sie das?

Kaiser: Da haben diejenigen Erklärungsbedarf, nicht ich. Ich arbeite seit meinem 14. Lebensjahr für meine Partei. Mir ist eine solche Haltung unverständlich. Das entspricht nicht meiner politischen Ethik. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 23./24.2.2013)