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Rind und Pferd sind sich ähnlicher, als viele Konsumenten denken. Auch geschmacklich sind sie kaum zu unterscheiden.

Foto: AP/Kerstin Joensson

Wien - Wie üblich war es bisher in Europa, Pferdefleisch in Rindfleischprodukte zu mischen? Ist dafür ein einziger Betrüger verantwortlich oder ist der Schwindel gängige Praxis? Dieser Frage gehen derzeit diverse Behörden des Kontinents nach, bisher sind 17 Staaten betroffen.

Am Donnerstag waren Spuren von Pferd auch in einem Kebapspieß in Wien-Ottakring entdeckt worden, die Supermarktkette Zielpunkt fand Pferdefleisch in einer seiner Tiefkühllasagnen, und auch Rumänien meldete, man habe 700 Tonnen als Rind deklariertes Pferdefleisch entdeckt. In Großbritannien nahm ein Burgerproduzent seine Produkte vom Markt, der von einem britischen Händler nichtdeklariertes Pferd bekommen hatte. Bereits am Mittwochabend war nach einem anonymen Hinweis Pferd in den Würsten eines Kärntner Produzenten gefunden worden.

Eine einzige LKW-Ladung hat bis zu 36 Tonnen Fleisch

Weder das österreichische Gesundheitsministerium noch das Bundeskriminalamt konnten am Donnerstag sagen, ob und wie die Fälle in Österreich mit jenen in anderen Ländern zusammenhängen. Zumindest theoretisch sei es möglich, dass ein einziger Händler das Fleisch eingeschleust habe, sagt Anka Lorencz, Leiterin der Sparte Fleisch der Wirtschaftskammer. Die bisher entdeckten Mengen seien vergleichsweise gering. So umfasse eine einzige Lkw-Ladung bis zu 36 Tonnen Fleisch.

Der Kärntner Fall dürfte aber nichts mit dem internationalen Skandal zu tun haben. Im Kühlhaus, in dem der Produzent sich eingemietet hatte, wurde Pferdefleisch aus Kanada gefunden, das als solches deklariert war. Kanada ist neben Australien einer der größten Exporteure von Pferdefleisch.

Der Wurstproduzent gab allerdings an, nicht zu wissen, woher die Ware stamme, man müsse sie ihm untergeschoben haben. Zusätzlich fanden die Behörden tiefgekühlte Rindfleischblöcke aus Slowenien, die für die Produktion verwendet worden waren. Da die Produkte als "Kärntner Hauswürstel" und "Lavanttaler Bauernsalami" verkauft und mit ihrer Herkunft beworben wurden, sei auch das nicht erlaubt, hieß es.

Pferdefleisch in Kebap aus der Slowakei

Das Wiener Kebap, in dem Pferd gefunden wurde, stammte wiederum von einem Lieferanten aus der Slowakei - dies sei ungewöhnlich, hieß es bei der Lebensmittelaufsicht, da die Slowakei bisher im Pferdefleisch-Skandal nicht aufgefallen war. Wie viel Pferd in dem Kebap-Spieß war, war zunächst unklar.

Jenes Pferdefleisch, das in Tiefkühlprodukten in Frankreich, Deutschland und Großbritannien gefunden worden war, soll zu einem Gutteil von dem niederländischen Händler Jan Fasen stammen. Fasen ist Chef der Firma Draap, was rückwärts gelesen "Pferd" auf Niederländisch heißt. Er soll das Fleisch in Rumänien erworben und an die französische Firma Spanghero weiterverkauft haben. Der Mann war bereits 2012 erstinstanzlich verurteilt worden, weil er als Rindfleisch deklariertes Pferdfleisch verkauft haben soll. Im aktuellen Fall sagte er aber aus, seine Kunden hätten gewusst, dass sie Pferd kaufen. Spanghero weist das allerdings zurück.

Fleisch aus Osteuropa ist tierunabhängig deutlich günstiger als solches von Tieren aus Westeuropa. Bei verarbeiteten Fleischprodukten gilt jenes Land als Herkunftsort, an dem der Großteil der Wertschöpfung passiert - außer ein Produkt wird explizit mit einer bestimmten Herkunft oder mit seiner Regionalität beworben. (Tobias Müller/DER STANDARD, 22.2.2013)