Bild nicht mehr verfügbar.

Weltfußballer Lionel Messi (l.) erlebte in Mailand eine Art Menschwerdung. Der Superstar war völlig abgemeldet.

Foto: Reuters/Gentile

Mailand - Lionel Messi, gefangen im Mailänder Käfig, ein taktisches Meisterwerk für die Geschichtsbücher: Nach dem überraschenden und überhaupt nicht unverdienten 2:0 des AC Milan im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den Top-Favoriten FC Barcelona um Weltfußballer Messi stimmten die italienischen Medien ein Loblied auf Coach Massimiliano Allegri an.

Die blutende Platzwunde des kurz vor Schluss ausgewechselten Kapitäns Carles Puyol war quasi das Zeichen für die Prügel, die die erfolgsverwöhnten Katalanen im Klassiker der Königsklasse einstecken mussten. Mehr als die durch Treffer von Kevin-Prince Boateng (57.) und Sulley Muntari (81.) verursachte mäßige Ausgangsposition schmerzte der blutleere und konzeptlose Auftritt.

"Das war nicht Barcelona!", schrieb Marca. El Mundo Deportivo sah ein " unbekanntes Barcelona", das "taktisch erwürgt" wurde und im Rückspiel " eine Heldentat" braucht. In der "schwarzen Nacht" vermisste Sport Superstar Messi: "Er war verschwunden."

Die "Abwesenheit" von Messi, der in der spanischen Meisterschaft bereits 37 Tore erzielt hat, lag vor allem am taktischen Konzept der Mailänder. Zwar setzte der in den vergangenen Monaten in die Kritik geratene Coach Allegri nicht wie von Vereinsboss Silvio Berlusconi gefordert auf Manndeckung gegen Messi, aber die defensive Ausrichtung erinnerte stark an längst vergessen geglaubte Tage des Catenaccios.

Nur zwei Schüsse

"Das alte und nie wirklich gestorbene italienische Spiel hat das Tiqui-taca besiegt" jubelte Tuttosport und stellte klar: "Für Milan war es kein Match, sondern ein Meisterwerk." Weil "der AC Milan der Jungtalente, des Neubeginns, der Waisen von Ibrahimovic und aller anderen Stars, von denen sich der Klub getrennt hat, Messis Barcelona versenkt hat. Ein Team, das keine Zukunft und nicht einmal eine Gegenwart zu haben schien." Der Corriere dello Sport feierte den Sieg " als großes Meisterwerk", für die Gazzetta dello Sport war es ein Erfolg, " der zu Recht zu den besten Resultaten in der Geschichte des Klubs zählt" . Die Zeitung lobte Boateng ("der Beste auf dem Feld") und Allegri, der " Messi in einen Käfig einschließt. Der Gott des Fußballs ist gedemütigt worden. Es ist die Spitze des Eisbergs von einem taktischen Meisterwerk."

Barcelona hatte 65 Prozent Ballbesitz, schoss aber nur zweimal aufs Tor. Und das schlecht. Milan probierte es sechsmal. Und das gut. Allegri sprach von einem "außergewöhnlichen Spiel aus defensiver Sicht". Sein Gegenüber Jordi Roura, der den wegen seiner Krebsbehandlung in New York weilenden Cheftrainer Tito Vilanova vertrat, musste zugeben, dass sein Team "zu wenig getan hat", beklagte aber auch die schlechten Platzverhältnisse.

Hoffnung auf Magie

"Zu Hause vor unseren Fans und auf einem Platz, der wettbewerbstauglich ist, werden wir den Rückschlag überwinden", betonte Roura und gab sich ebenso zuversichtlich wie Welt- und Europameister Gerard Pique. "Wir haben das Team dazu", sagte der Innenverteidiger und beschwor für den 12. März die "magische Atmosphäre" im Camp Nou. (sid, red, DER STANDARD, 22.2.2013)