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Exit statt Ewigkeit. Das unbefristete Programm der US-Fed zum Ankauf von Staatsanleihen könnte früher beendet werden. Foto: Reuters

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Die Fragen zum Kurs der Zentralbank beantwortet Lukas Sustala.

Frage: Im Dezember hat die US-Notenbank Fed eine massive Stützung der Wirtschaft eingeleitet. Jetzt, nur zwei Monate später, überlegen die Notenbanker den Rückzug. Hat die Fed kalte Füße bekommen?

Antwort: Viele Mitglieder des obersten zinspolitischen Gremiums der USA befürchten offenbar negative Nebeneffekte der aggressiven Politik. 85 Milliarden Dollar pro Monat investiert die US-Notenbank aktuell in Staats- und Immobilienpapiere, fast eine Billion Dollar pro Jahr. Doch einige Ökonomen melden Bedenken an der Politik an. Das geht aus dem Protokoll der jüngsten Zinssitzung hervor, das am Mittwochabend in den USA veröffentlicht wurde. Sie befürchten, dass die Niedrigstzinsen und die lockere Geldpolitik die Finanzmärkte destabilisieren könnten.

Frage: Aber was befürchten die Fed-Politiker konkret?

Antwort: Jeffrey Stein, Mitglied im Offenmarktausschuss, hat in einer aktuellen Rede etwa vor einer Blase bei Ramschanleihen gewarnt. Diese Unternehmenspapiere sind zwar hochriskant, weil sie nur eine geringe Bonität aufweisen, doch die niedrigen Zinsen bei sicheren Staatsanleihen haben diese Papiere für Anleger sehr attraktiv gemacht. Einige Mitglieder der Fed "äußerten Bedenken über exzessiven Risikoappetit und negative Folgen für die Finanzstabilität" durch die lockere Geldpolitik, heißt es im Protokoll. Die Niedrigzinspolitik verleite Investoren also zu unvorsichtigem Verhalten.

Frage: Wird die Fed ihre Politik nun überdenken?

Antwort: Nein, noch nicht. Dazu ist die Wirtschaft nicht robust genug. Zuletzt sind etwa wieder die Anmeldungen für das Arbeitslosengeld gestiegen. Zudem würde eine Kehrtwende nur wenige Monate nach der Ankündigung eines "unbefristeten" Anleihenankaufsprogramms die Glaubwürdigkeit der Fed erschüttern. Doch die Bedenken der Notenbanker lassen darauf schließen, dass sie damit rechnen, dass die ultralockere Geldpolitik zuerst zu Blasen an den Finanzmärkten führen könnte, ehe die Realwirtschaft profitieren kann. Damit hat sich der Ausblick für die Fed-Politik geändert, schätzt etwa Paul Ashworth, US-Chefökonom von Capital Economics. Er erwartet, dass die Fed bereits dieses Jahr die Ankaufsprogramme stoppen könnte, nicht erst nächstes Jahr. Das Protokoll der jüngsten Sitzung sei ein "Augenöffner" gewesen, weil die Notenbank nun offenbar doch nicht warten möchte, bis die Arbeitslosigkeit weiter fällt, damit sie ihre Maßnahmen drosselt.

Frage: Ist die US-Wirtschaft schon über den Berg?

Antwort: Das Wachstum in der größten Volkswirtschaft der Welt bleibt unbefriedigend. Für die Fed heißt das, dass die USA ihr wirtschaftliches Potenzial nicht ausschöpfen. So bleibt die Arbeitslosenrate mit 7,9 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Frage: Welche Kosten der geldpolitischen Lockerung befürchten die Notenbanker noch?

Antwort: Wenn die Fed 2013 wie geplant ihr Anleihenprogramm durchzieht, ist ihre Bilanz am Ende des Jahres auf vier Billionen Dollar angeschwollen. Damit wird aber auch das Zinsrisiko enorm. Steigende Zinsen lassen die Werte von Anleihen fallen und damit auch den Wert der Papiere auf der Fed-Bilanz. Berechnungen von Fed-Ökonomen haben ergeben, dass die Fed zwischen 2017 und 2019 Kapitalverluste von mehr als 20 Milliarden Dollar pro Jahr erleiden könnte. Die Überweisungen an das US-Finanzministerium, 2012 immerhin die stolze Summe von 89 Mrd. Dollar, würden dann auf null fallen. Verluste bei der Fed könnten zudem das Vertrauen in die Zentralbank erschüttern, fürchtet etwa Will Denyer, Analyst von GaveKal.

Frage: Welche Auswirkungen hat es auf die Kapitalmärkte, wenn die Fed weniger aggressiv wird?

Antwort: Die Finanzinvestoren wurden von den Sorgen der wichtigsten Notenbanker auf dem falschen Fuß erwischt. Die Aktienmärkte reagierten auf das Fed-Protokoll mit massiven Verlusten, auch andere riskante Positionen wurden geschlossen. Chinesische Aktien gaben kräftig nach, der Euro fiel um knapp 0,8 Prozent. An den Finanzmärkten sollte das frühere Ende der Geldschwemme die Kursgewinne der vergangenen Monate etwas eindämmen. (DER STANDARD, 22.2.2013)