Dornbirn - Austria Lustenau geht als großer Favorit ins Frühjahr der Erste Liga. Geht es nach den Trainern der Verfolger, können die Vorarlberger ihre Rückkehr in die Fußball-Bundesliga nur noch mit einem Selbstfaller verhindern. Die Lustenauer gehen mit acht Punkten Vorsprung auf den ersten Jäger St. Pölten in die ausständigen acht Runden. Der im Winter aufgerüstete Lokalrivale Altach liegt als Vierter bereits 15 Zähler zurück.

Zum Titel wollte sich Lustenau-Trainer Helgi Kolvidsson bei der Pressekonferenz der Liga am Donnerstag in Dornbirn aber noch lange nicht gratulieren lassen. "Wir haben uns eine gute Position erarbeitet, aber wir sind noch nicht am Ziel", betonte der Isländer, der sein Team um Liga-Topscorer Thiago (13 Saisontore) kaum verändert hat.

Die Lustenauer, mit vier Siegen in Folge in die Winterpause gegangen, waren bereits von 1997 bis 2000 in der höchsten Spielklasse vertreten. Kolvidsson war schon als Spieler am Aufstieg beteiligt. Der Weg zur Rückkehr nach 13 Jahren beginnt am Dienstag (18.30 Uhr) in Hartberg. Den Auftakt ins Erste-Liga-Frühjahr markiert schon am Montag (18.30 Uhr) das Verfolgerduell von Altach mit dem Tabellendritten Grödig.

Altach gut verstärkt

Die Altacher haben ihr Team mit Boris Prokopic (Rapid), Florian Neuhold (Sturm Graz), Daniel Luxbacher und Cem Tosun (beide FC Lustenau) zum Teil prominent verstärkt. Neo-Trainer Damir Canadi soll die Rheindörfler unter der Ägide von Sportdirektor Georg Zellhofer zurück ins Oberhaus führen - allerdings eher in der kommenden als in der laufenden Saison.

"Ich möchte eine neue Mannschaft aufbauen, die ganz vorne mitspielen kann. Altach ist ein renommierter Verein mit großen Zielen", versicherte Canadi. "Nach den ersten drei, vier Runden wird sich herausstellen, ob wir noch eine Chance auf den Aufstieg haben. Es liegt an der Austria, ob sie das noch einmal hergibt oder nicht."

Wenn die Lustenauer ihr Potenzial abrufen, seien sie nur schwer zu schlagen, meinte auch Grödig-Coach Adi Hütter. "Wenn sie schwächeln, ist aber noch einiges möglich." Hoffnungen macht sich auch St. Pölten trotz des Abganges von Stürmer Lucas Segovia (12 Tore) zur Admira. Druck sieht Trainer Martin Scherb aber nicht auf seinem Team. "Wir sind in der besten Situation von allen, weil wir dem Saisonziel Top 3 schon ganz nahe sind."

Kolvidsson will sich vom Understatement der Konkurrenz nicht blenden lassen. "Die anderen werden alles Mögliche versuchen", versicherte der Lustenau-Coach. "Wir wissen, das sind gute Mannschaften. Es wird kein einfaches Frühjahr werden." Bereits am 1. März steht das richtungsweisende Ländle-Derby gegen Altach auf dem Programm. Kolvidsson: "Wir werden nichts geschenkt bekommen."

Für etwas Entspannung im Abstiegskampf könnte der FC Lustenau sorgen. Wird der Profibetrieb mit Saisonende eingestellt, muss nur ein Club in die Relegation. "Ziel ist es, auf sportlichem Weg oben zu bleiben", betonte Kapfenberg-Trainer Klaus Schmidt. Auch Edi Stöhr von Schlusslicht BW Linz zeigte sich zuversichtlich, die Klasse zu halten - ob über die Relegation oder nicht. "Ich glaube, dass es möglich ist", sagte Stöhr. "Aber es wird hart."

Vier Punkte fehlen den Linzern auf den Vorletzten Kapfenberg, sechs auf die Vienna, die laut Trainer-Philosoph Alfred Tatar im Herbst "definitiv die schlechteste Mannschaft" gewesen ist. Dieser zweifelhafte Titel könnte nach einem wahren Spieler-Exodus im Frühjahr an den FC Lustenau gehen. "Es war eine sehr turbulente Zeit für mich und den Verein", erklärte Neo-Coach Daniel Madlener. "Aber ich bin überzeugt, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft haben."

Ein Funke Hoffnung beim FC Lustenau

Die Zukunft des FC Lustenau ist weiter nicht restlos geklärt. Madlener hegte am Donnerstag Hoffnungen, dass es für den Verein auch über den Sommer hinaus im Profifußball weitergehen könnte. Es gebe im Club, der einen Rückzug ins Amateurgeschäft angekündigt hat, "verschiedene Strömungen", stellte Madlener fest.

Georg Pangl verteidigte unteressen die Lizenzierungspraktik der Liga. Niemand könne jemals eine verbindliche Fortbestandsgarantie geben, so der Bundesliga-Vorstand. Pangl betonte, dass "wir darauf schauen, den Clubs dabei zu helfen, Negativentwicklungen frühestmöglich zu erkennen". Dazu habe man zahlreiche Instrumente eingeführt, die auch gut funktionierten.

"Die Entwicklung ist grundsätzlich positiv, in der tipp3-Liga noch besser als in der Erste Liga", erklärte Pangl. Die wirtschaftlichen Probleme der Clubs in der zweithöchsten Spielklasse seien durch die Rückkehr von der Zwölfer- auf eine Zehnerliga im Jahr 2010 kleiner geworden.

Oberstes Ziel der Lizenzierung sei die Wettbewerbskontinuität - dass die Saison so zu Ende gespielt werden kann, wie sie begonnen wurde. Aufgrund von Gerüchten oder Zeitungsberichten könne die Liga aber nicht aktiv werden. "Wenn wir Beweise haben, können wir agieren, sonst nicht", betonte Pangl.

Pangl sah die Erste Liga grundsätzlich als "guten Unterbau" an. Er verwies darauf, dass in den vergangenen drei Jahren rund 40 Spieler den Sprung ins Oberhaus geschafft haben. Diesbezüglich nannte der Bundesliga-Vorstand explizit Spieler wie Philipp Hosiner, Rene Gartler, Deni Alar oder Rubin Okotie. (APA, 21.2.2013)