"Ich bin schon gespannt", säuselt es über den Frühstückstisch. Was ist denn? Abverkauf beim Handtaschentandler? Hat der Stammwirt eine neue Chilikreation auf der Karte? Nix dergleichen.

Foto: volkswagen

"Auf den Golf bin ich gespannt", bebt die Angetraute, "ich bin noch nie in einem Golf gesessen." Wie bitte? Die Frau, durch deren Adern mehr Benzin fließt als durch eine durchschnittliche Zapfsäule einer amerikanischen Vorstadt, trieb noch nie das Auto der Autos über die südsteirischen Weinberge? "Warum auch? Oder gibt es ihn neuerdings mit Hinterradantrieb?"

Foto: der standard/gluschitsch

Aber man braucht auf den Golf nicht gespannt sein. Das Aufregendste an ihm ist die Unaufgeregtheit. Perfektionismus in einem Alltagsauto ist das, was jeder in der Golf-Klasse sucht, aber nur schwer findet. Er macht den Golf zum Dauer-Top-Seller.

Foto: volkswagen

Er ist wie ein Wiener Schnitzel. Egal ob Montag oder Sonntag, ein Schnitzerl geht immer. Na gut, außer man ist Vegetarier. Aber selbst Fleischskeptikern wie der Angetrauten fährt manchmal ein Bröselteppich in die Figur. War der erste Golf das resch außebackene Schweinswiener, ist die siebente Generation eher ein Kalbswiener, im Butterschmalz zu güldener Reife geführt.

Foto: volkswagen

Die kleinen Raffinessen des Golf gehen fast unter, weil eben alles passt, man sich über nichts aufregen kann, jeder Knopf dort ist, wo man ihn vermutet. Da fällt im ersten Moment gar nicht auf, dass VW das Lenkrad unseres Testwagens ohne ebendiese Schalter auskommen lässt. Auch die Tastatur der Mittelkonsole ist mehr als überschaubar.

Foto: der standard/gluschitsch

Das Radio, das vielmehr ein Bildschirm ist, bedient man über den Touchscreen. Alles funktioniert rein intuitiv. Gebrauchsanweisung braucht der Golf eigentlich keine. Wer schon einmal Auto gefahren ist, findet sich in diesem Wagen sofort zurecht.

Foto: volkswagen

Einen Schalter zu viel hat er dann aber leider doch, dieser Golf VII. Statt einer ordentlichen, mechanischen Handbremse hat er eine elektronische. Bitte nicht!

Foto: volkswagen

Dafür überzeugt der 105 PS starke 1,6-Liter-Turbo-Diesel mit ausgeprägter Laufruhe. Die Motorisierung passt gut zum Wagen. Wie auch das Fahrwerk: nicht zu weich, keine Spur zu hart.

Foto: volkswagen

Ebenso das Design. Es ist Mainstream. "Da fehlte es VW an Mut", haben wir schon gehört. Nein, das Design ist zeitlos und wird auch in Jahren noch nicht altbacken aussehen. Golf II und III beweisen das heute immer noch.

Foto: volkswagen

"Am Wörthersee werden wir eh sehen, wie man das Unaufgeregte tieferlegt und verspoilert", sagt augenverdrehend die Angetraute. Sie fühlt sich im Golf sichtlich wohl, gibt aber zu: Die morgendliche Spannung war unangebracht. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 22.2.2013)

>>>Zweite Meinung

Foto: volkswagen

Manche behaupten, beim Golf überkomme sie die große Frühjahrsmüdigkeit, das große Gähnen. Total unangebracht, denn ein Golf ist ein Golf ist ein Golf. Was laut empirischem Erfahrungswert heißt: In jener Klasse, die er namensgebend begründet hat, ist er in der Summe seiner Eigenschaften schlichtweg unschlagbar. Das gilt auch für den VIIer, der schon in unserer halb nackerten Testwagenkonfiguration kaum Wünsche offen ließ: Spritzig-sparsamer 1,6-Liter-TDI, souveränes Fahrwerk, hochwertige, beinahe oberklassige Innenraumanmutung - und gefälliges Design obendrein. Ein Auto wie aus einem Guss. (Andreas Stockinger)

Link
Volkswagen

Foto: der standard/gluschitsch