Oscar Giannino hatte sich bisher für Transparenz in Politik und Wirtschaft eingesetzt. Er selbst nahm es damit aber auch nicht sehr genau.

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Rom - Der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi verliert einen angesehenen Konkurrenten im Wahlkampf um die Parlamentswahlen am kommenden Sonntag und Montag. Oscar Giannino, Gründer einer mit Berlusconi im Mitte-rechts-Lager konkurrierenden liberalen Gruppierung, musste infolge eines Skandals um einen gefälschten Lebenslauf zurücktreten. In seinem Lebenslauf hatte der 51-jährige Journalist angegeben, zwei Mal promoviert und einen Wirtschaftsmaster an der University of Chicago erworben zu haben, obwohl er niemals an der Universität studiert hatte, behauptet die ehemalige "rechte Hand" des Journalisten, Luigi Zingales, der sich von ihm im Streit getrennt hat und Professor an selbiger Universität ist. Giannino soll nicht einmal einen Bachelor-Abschluss haben, sondern nur ein paar Kurse an einer italienischen Universität besucht haben. An der University of Chicago hat er ausschließlich einen Englisch-Kurs belegt.

Weiter als Spitzenkanididat im Rennen

Giannino hatte vor einigen Monaten die liberale Gruppierung mit dem langwierigen Namen "Etwas tun, um den Niedergang aufzuhalten" gegründet, die laut Umfragen Berlusconi Wählerstimmen entziehen könnte. Berlusconi hatte Giannino öfters scharf attackiert. Die Bewegung will sich für liberale Wirtschaftsreformen und den Abbau des Parteieneinflusses auf das italienische Wirtschaftssystem einsetzen. Infolge des Skandals verzichtete Giannino auf die Führung seiner Bewegung, bleibt jedoch als Spitzenkandidat im Rennen, beschloss das Parteigremium nach mehrstündigen Beratungen.

Der Skandal ist ein schwerer Imageschlag für den Journalisten, der sich für Transparenz in der Politik und der Wirtschaft einsetzt und die italienischen Parteien der vergangenen 20 Jahre für die Misere Italiens verantwortlich macht. Dabei hatte der Wirtschaftsjournalist gehofft, bei den Parlamentswahlen auf mindestens vier Prozent der Stimmen zu kommen und vor allem auf das Reservoir der enttäuschten Mitte-rechts-Wähler zurückgreifen zu können. (APA/red, 21.2.2013)