Neben Sauerstoff ist Wasser das wichtigste Element für unseren Körper.

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Dieses Mosaik der drei Grazien befindet sich in einem römischen Badehaus in Narlıkuyu (Türkei). Dem Badenden wird prophezeit: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird weise, wer hässlich ist, wird schön."

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Die Tradition der römischen Therme erfreut sich heute ebenso großer Beliebtheit wie in der Antike.

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Der menschliche Körper besteht zu etwa 70 Prozent aus Wasser. Eine der zentralen Aufgaben dieser lebenswichtigen Ressource liegt im Transport von Mineralstoffen und Spurenelementen, der Entschlackung von Zellen und Gewebe, und der Regulierung der Körpertemperatur. Medizinisch gesehen verhindert die regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Trinkwasser das Austrocknen des Körpers, aktiviert den Energiestoffwechsel und gewährleistet den Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten. Neben Sauerstoff ist Wasser das wichtigste Element für unseren Körper. Kurz: Schluck für Schluck sorgt das kühle Nass für eine reibungslose Aufrechterhaltung der organischen Funktionen.

Neben der Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs mit sauberem Süßwasser ist aus medizinischer Sicht auch die natürliche Heilkraft des Wassers im Rahmen unterschiedlicher therapeutischer Behandlungen ein wesentlicher Gesundheitsfaktor.

Wissen über Wirkung von Wasser

Das Heilen mit Wasser gilt seit Jahrtausenden als Nonplusultra für Schönheit, Gesundheit und Vitalität. Im Altertum schrieb man Wasser außergewöhnliche und übernatürliche Eigenschaften zu, vor allem wenn es auf Grund seines Geschmacks, seiner Färbung oder Temperatur auffällig war. Ägypter, Griechen und Römer wussten um die gesundheitsfördernde Kraft von Thermal- und Meerwasser, und brachten sie geschickt zur Anwendung.

Im antiken Griechenland entstanden in der Nähe von Thermal- und Mineralquellen ganze Heilbezirke, Wallfahrts- und Kurorte. Ähnlicher Beliebtheit erfreute sich die römische Tradition öffentlicher Bäder (Thermen) und fand auch in den von ihnen eroberten Gebieten Verbreitung (in Petronell Carnuntum etwa wurde eine römische Badeanstalt detailgetreu rekonstruiert und ist seit 2011 zu besichtigen). Allerdings war diese Form der kurativen Wasseranwendungen der wohlhabenden Schicht vorbehalten.

Die Wirkungsforschung begann Ende des 18. Jahrhunderts, als sich Ärzte in beliebten Badeorten niederließen und dort erste chemische Analysen durchführten. Als wissenschaftliche Disziplin etablierte sich die Bäderheilkunde (Balneologie) jedoch erst im 19. Jahrhundert: Vinzenz Prießnitz und Sebastian Kneipp machten das Wissen um die Heilkraft des Wassers einer breiten Masse bekannt und zugänglich. Das ganzheitliche Denken dieser beiden bedeutendsten europäischen Vertreter der Wasser- und Naturheilkunde gilt auch heute noch als wegweisend für eine zeitgemäße Präventivmedizin.

Nicht jedes Wasser heilt

Warmes Wasser wirkt per se positiv auf das vegetative Nervensystem und damit schmerzlindernd bei verschiedenen Symptomen. Aus medizinisch-therapeutischem Blickwinkel ist allerdings nicht jedes Wasser auch heilkräftig. Erst wenn pro Kilogramm Wasser mindestens ein Gramm gelöste Stoffe enthalten sind spricht man von Heilwasser.

Hier liegt auch der Unterschied zwischen Balneotherapie und Hydrotherapie. Während Erstere Behandlungsformen mit Wasser aus Heilquellen bietet (es handelt sich um Wasser mit hoher Mineralstoff-Konzentration wie etwa Kohlendioxid, Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff), nutzt die Hydrotherapie (z.B. bei Kneippkuren) vor allem die mechanischen Reize des Wassers auf der Haut sowie dessen Eigenschaften als idealer Träger von Wärme und Kälte.

Ein bekanntes Beispiel für die Wirksamkeit von Heilwasser sind Jodsole-Therapien wie sie etwa in Bad Hall durchgeführt werden. Die jodhaltige Tassiloquelle in Oberösterreich wurde erstmals im Jahr 777 in der Stiftungsurkunde des Stifts Kremsmünster erwähnt. Heute befindet sich in Bad Hall eines der stärksten natürlichen Jodsolevorkommen in Mitteleuropa, das erfolgreich zu medizinischen Zwecken genutzt wird.

Balneologische Behandlungen werden meist in Form von Bädern, Packungen, Inhalationen oder Trinkkuren in Ergänzung zu modernen physikalischen Therapien bei diversen Erkrankungen wie Bluthochdruck, chronischer Bronchitis oder degenerativen Wirbelsäulen- und Gelenkserkrankungen erfolgreich angewandt.

Ein Tag am Meer...

Vor allem bei Hautkrankheiten, Rheuma und Atemwegserkrankungen hat sich die positive Wirkung des Meerwassers immer wieder bestätigt. Eine mögliche Behandlungsform ist die Thalasso-Therapie, bei der kaltes oder warmes Meerwasser, Meeresluft, Sonne, Algen und Sand zum Einsatz kommen. Begründet liegt die heilende Wirkung des Meerwassers in der im Gegensatz zum Blut höheren Salzkonzentration. Zusätzlich finden sich viele wichtige Spurenelemente (wie Magnesium, Selen, Kalzium oder Jod), die der menschliche Körper besonders gut aufnimmt – über die Haut, die Atemwege oder bei Meerwassertrinkkuren über den Magen-Darm-Trakt. (Gudrun Just, derStandard.at, 26.2.2013)