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Vor allem Staatsbedienstete wie Beamte der Ministerien und des Steueramtes, Lehrer sowie Angestellte der staatlichen Eisenbahnen nehmen am Streik teil. Die Busfahrer gingen in Athen für sechs Stunden in den Ausstand. Krankenhausärzte behandeln nur Notfälle.

Foto: ap/Petros Giannakouris

Athen - Aus Protest gegen harte Sparmaßnahmen und hohe Arbeitslosigkeit haben am Mittwoch in Griechenland umfangreiche Streiks begonnen. Zudem protestieren Staatsbedienstete gegen geplante Entlassungen. Um die Mittagszeit versammelten sich im Zentrum Athens mehrere Tausend Demonstranten, wie das Fernsehen zeigte. Aus Sorge vor Ausschreitungen Autonomer schloss die Polizei zwei U-Bahnstationen im Zentrum der Stadt. Kleine Demonstrationen fanden auch in anderen Städten Griechenlands statt.

Wirtschaft schrumpft seit sechs Jahren

"Ein Lehrer verdient 629 Euro. Wovon soll er leben, wenn er eine Miete von 250 Euro auf einer der Inseln zahlen muss", sagte der Präsident der Lehrergewerkschaft, Christos Papachristos, im griechischen Radio. Dieses Jahr sollen 25.000 Staatsbedienstete gehen. Dazu hat sich die Regierung gegenüber den internationalen Geldgebern verpflichtet.

Im krisengeplagten Griechenland schrumpft aber die Wirtschaft seit sechs Jahren. Vor allem junge Leute leiden schwer: Mehr als 60 Prozent der Menschen unter 24 Jahren haben keinen Job. Der Mindestlohn beträgt brutto 586,08 Euro - bei Preisen in den Supermärkten, die zum Teil höher als in Österreich sind.

Am Streik nehmen vor allem Staatsbedienstete wie Beamte der Ministerien und des Steueramtes, Lehrer sowie Angestellte der staatlichen Eisenbahnen teil. Busfahrer in Athen gingen für sechs Stunden in den Ausstand. Krankenhausärzte behandelten nur Notfälle.

Wegen mehrstündiger Arbeitsniederlegungen der Angestellten der zivilen Luftfahrt kam es auch zu Behinderungen und Verspätungen im Flugverkehr, vor allem auf Inlandsflügen. Erhebliche Probleme gab es auch bei der Küstenschifffahrt. Für die Mittagszeit waren gleich mehrere Demonstrationen geplant. Die U-Bahnfahrer konnten nicht streiken, weil die Regierung sie vor zwei Wochen nach mehrtägigen Streiks zum Dienst verpflichtet hatte. Dies gilt für 14 Monate.

Gewerkschaften fordern Tarifabkommen

Seit 2009 wurde Griechenland immer wieder von Generalstreiks lahmgelegt. "Wir sind am Boden", sagte Nikos Papageorgiou, ein 56-jähriger Beamter. "Das Land wurde zerstört, die Jugend wurde zerstört. Ich bin wütend auf die Europäer und auch auf unsere Politiker. Sie gehören alle ins Gefängnis."

Zu den Streiks haben die beiden größten Gewerkschaftsverbände GSEE (Verband des Privatsektors) und ADEDY (Gewerkschaftsverband des öffentlichen Dienstes) sowie die Kommunistische Gewerkschaft PAME aufgerufen. Sie sprechen zwar von Generalstreik. Angestellte in Supermärkten, Taxifahrer und Hotelangestellte nehmen jedoch nicht teil. Auch alle Geschäfte und die meisten Banken haben geöffnet.

Die Gewerkschaften fordern vor allem Tarifabkommen sowie effektive Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit. Die linksradikale Oppositionspartei SYRIZA erklärte, der Streik solle zum Anlass genommen werden, die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras zu stürzen.

Griechenland steckt seit Jahren in der Rezession und hält sich nur dank internationaler Hilfen über Wasser, für die das Land erhebliche Einsparungen zusagen musste. Vertreter der Gläubiger-Troika aus EU, IWF und EZB werden Ende Februar in Athen erwartet. Ihre Bewertung der Sparmaßnahmen wird darüber entscheiden, ob Griechenland die noch im Februar fällige nächste Rate der Hilfszahlungen erhält. (APA, 20.2.2013)