Sicherheitsexperten warnen vor einer wachsenden Gefahr durch Kriminelle im Internet. Je mehr Regionen und Länder auf der Welt Zugang zum Internet hätten, desto größer würden die Risiken, sagte Troels Oerting vom neuen EU-Zentrum zum Kampf gegen Cyberkriminalität am Dienstag beim Europäischen Polizeikongress in Berlin. Für Verbrechen im Netz gebe es keine geografischen Grenzen, mahnte er und forderte mehr internationale Zusammenarbeit. Kriminelle bräuchten im Internet weniger Ressourcen und könnten sich gut verstecken. Das stelle die Sicherheitsbehörden vor neue Herausforderungen.

290 Milliarden Euro Schaden

Beim Europäischen Polizeikongress beraten mehr als 1.000 Sicherheitsexperten aus 60 Nationen noch bis Mittwoch über den Kampf gegen Kriminelle im Netz. Nach Angaben der EU werden weltweit jeden Tag eine Millionen Menschen Opfer von Internetkriminalität. Der Schaden beläuft sich demnach pro Jahr auf rund 290 Milliarden Euro. Die Delikte reichen von gehackten Banküberweisungen über Datenklau und digitale Erpressung bis zur bandenmäßigen Verbreitung von Kinderpornos.

Der EU-Fachmann Oerting mahnte, beim Kampf gegen Internetkriminalität müssten die Sicherheitsbehörden in verschiedenen Ländern enger zusammenarbeiten und sich austauschen. Polizei, Ermittler und Richter müssten besser ausgebildet werden. Auch Kinder und Jugendliche müssten früh lernen, wie sie sich im Internet bewegen, um nicht in die Fänge von Kriminellen zu geraten.

Kooperation über Landesgrenzen hinweg gefragt

Auch Noboru Nakatani von der internationalen Polizeiorganisation Interpol riet zu mehr Kooperation über Landesgrenzen hinweg. Anders seien die komplexen und schnell lernenden Strukturen der Internetkriminellen nicht zu bekämpfen.

Der Kongressort war mit Absperrungen gesichert. Ein linkes Bündnis hatte Proteste am Rande der Tagung angekündigt. Nach Polizeiangaben blieb es am Dienstag aber zunächst ruhig. Auch im weiteren Verlauf erwartete die Polizei keine Störungen. Bei einer Demonstration gegen den Kongress mit etwa 650 Menschen aus linken und autonomen Gruppen war es am Samstagabend in der Hauptstadt zu Ausschreitungen gekommen. (APA, 19.2.2013)