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Stoss und Häupl trommelt für Olympia in Wien.

Foto: APA/Jäger

Wien - "Wir meinen das sehr ernst. Und wenn wir uns bewerben, dann wollen wir auch gewinnen." Bürgermeister Michael Häupl saß am Montag neben ÖOC-Präsident Karl Stoss, und im Rathaus war bald klar, dass der Wiener und der Vorarlberger an einem Strang ziehen - per Du sind sie übrigens auch. Der Strang heißt "Olympische Sommerspiele 2028" - ob sich Wien um deren Austragung bemühen soll, fragt die Stadtregierung vom 7. bis 9. März bekanntlich das Volk. Häupl will nicht nur irgendeine Antwort, sondern macht klar, dass er eine Bewerbung begrüßen würde.

Stoss hatte sich vor kurzem noch gewundert: "Wenn man Olympia in Wien wirklich wollte, hätte man vielleicht mit uns reden sollen. Mit mir hat niemand darüber gesprochen, auch der Bürgermeister nicht." Mittlerweile ist der Wiener SP klargeworden, dass sie das ÖOC ins Boot holen muss. Häupl: "Bewerber ist ja nicht Wien, sondern das ÖOC." So oder so ist oder wäre es bis zur Bewerbung ein weiter Weg.

Zunächst müssten die Wiener eine "Bemühung" der Stadt goutieren. "Dann hätten wir noch genügend Zeit", sagt Stoss. 2019 wird das IOC alle nationalen olympischen Komitees anschreiben, die sich dann mit etwaigen Bewerbungen zurückmelden können. Aus diesen wählt das IOC im Herbst 2020 drei oder vier tatsächliche Kandidaten aus, ein Jahr später wird der Austragungsort bestimmt. Dann blieben sieben Jahre bis zu den Spielen.

"Es freut mich, wenn der Bürgermeister eine solche Vision hat", sagt Stoss. "Es braucht eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung. Der Einsatz ist hoch." London 2012 hatte laut Stoss nur in seine Bewerbung 20 Millionen Euro investiert, München bereits 33 Millionen Euro in seine - letztlich an Pyeongchang/Südkorea gescheiterte - Bewerbung für die Winterspiele 2018. Laut Stoss könnte Wien "nicht davon ausgehen, beim ersten Mal zum Zug zu kommen. Es bewerben sich ja jedes Mal mehr Städte."

"Nicht untergehen"

Nicht zuletzt spielt eine Rolle, wer die Sommerspiele 2020 und 2024 veranstalten wird. Istanbul, Madrid und Tokio rittern heuer im September um 2020. Istanbul und Madrid traten in jüngerer Vergangenheit schon mehrfach vergeblich an, wie auch Paris und Rom, die es 2024 wieder versuchen wollen. Kommt nach Rio de Janeiro (2016) und vor 2028 auch nur einmal Europa zum Zug, würde das etwaige Chancen Wiens für 2028 jedenfalls nicht heben. "Wien wird nicht untergehen, wenn wir die Spiele nicht bekommen", sagt Häupl, fügt aber gleich hinzu: "Aber wenn wir uns bewerben, werden wir die Spiele bekommen, das ist klar."

Man habe, wenn auch gemeinsam mit der Schweiz, die Fußball-EM 2008 und also das drittgrößte Sportereignis der Welt hingekriegt. Ohne diese EM, sagt Häupl, "wäre die U-Bahn-Station beim Stadion nicht vierspurig gebaut worden". Der Bürgermeister gibt "lieber für Olympia Geld aus als zur Rettung einer maroden Bank". 13,5 Milliarden Euro, wirft Stoss ein, habe London 2012 insgesamt investiert. Doch Häupl will die Wiener vorab nicht mit zu viel Information verwirren. Er lässt auf Standard-Anfrage offen, wo das olympische Dorf mit Wohnungen für 15.000 Menschen und der Olympia-Park mit den meisten Sportstätten entstehen könnten. "Ich werde mich hüten, mögliche Standorte zu nennen. Das würde nur die Grundstückspreise dort in die Höhe treiben." Der Prater kommt für Häupl jedenfalls nicht als Großbaustelle infrage. "Es geht hier ja nicht um Zerstörung, sondern um positive Ergänzung in der Stadt." ( Fritz Neumann, DER STANDARD, 19.2.2013)