Schon mit 22 dachte Sandy Pinderak darüber nach, was sie nach ihrer Karriere als Balletttänzerin einmal machen würde. "Ich wollte keine Tanzlehrerin werden und da ich mich immer schon viel und gerne mit Tee beschäftigt habe, dachte ich: Warum nicht ein Teehaus aufmachen?"

Foto: derStandard.at/Lechner

Noch auf der Bühne in ihrer Heimatstadt Berlin lernte die gebürtige Deutsche ihren künftigen Mann, einen Volksoperntenor, kennen und entschied sich, mit ihm nach Wien zu gehen. Da es für ein Engagement an dem Wiener Opernhaus saisonal schon zu spät war, jobbte sie im Teehaus "Haas&Haas" hinter dem Stephansdom. "Hier habe ich viel Wissen über Tee gesammelt, das mir heute nützlich ist", sagt Pinderak.

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Nach und nach nahm der Traum vom eigenen Teehaus Gestalt an: Sandy Pinderak gab das Tanzen auf, las in den folgenden zwei Jahren viel über Tee, schaute sich andere Teehäuser an und machte sich auf Immobiliensuche. An ihrem Wunschstandort in der Nähe der Volksoper ließ sich jedoch nichts Passendes finden. "Es sollte gemütlich sein, nicht zu groß und genug Platz bieten, damit die Leute probieren können."

In der Hietzinger Wittegasse bei Unter St. Veit fand sie 2010 schließlich genau das Lokal, das sie suchte.

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In dem kleinen Ecklokal mit Galerie war einst eine Bäckerei, später wurde es als Büro genutzt. "Ich bin hineingekommen und hatte das Gefühl: 'Ja, das kann etwas werden!'" Fünf Monate lang renovierte sie mit ihrem Mann das gemeinsam gegründete Geschäft. "Ich bin die Träumerin, er ist der Anpacker, das ergänzt sich gut", sagt sie über die "Arbeitsaufteilung".

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Weiße Landhausmöbel mischen sich im kleinen Teehaus mit Jugendstil, die samtenen roten Sitzbänke auf der Galerie stammen aus dem ehemaligen Kaffeehaus "Servus" auf der Mariahilfer Straße.

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Auch ein Name für den eigenen Lebenstraum war schnell gefunden: "Mein Mann ist Tenor, wir lieben beide Tee und Musik – und in 'Teenorissimo' ist das alles drin!"

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Die gemeinsame Liebe zu Musik und Theater macht das Teehaus zu etwas Besonderem, denn: "Fast alle Teesorten sind bei uns nach Figuren aus Opern und Operetten benannt. Wenn ich eine neue Sorte ins Sortiment aufnehme, überlegen wir gemeinsam, welchem Charakter dieser Geschmack wohl entsprechen könnte."

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In goldenen Säckchen gehen "Liu", "Pamina", "Otello" oder der "Fliegende Holländer" über den Ladentisch. Zusätzlich zur fixen Teekarte bietet Sandy Pinderak saisonale Variationen an: von "Leise rieselt der Schnee" bis "Has Has Osterhas". Im Sommer kredenzt sie mit geschmacklicher Unterstützung von StammkundInnen und FreundInnen frisch-fruchtige Eistees.

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Auf Anfrage werden auch Verkostungen angeboten, bei denen Teeinteressierte sich durch 15 verschiedene Sorten durchprobieren können und zu jedem Tee Wissenswertes über Zubereitung, Geschmack und Inhaltsstoffe erfahren. Angeregten Austausch über Opernpremieren, SängerInnen und Lieblingstenöre gibt's gratis dazu.

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Jeden einzelnen ihrer Tees hat Sandy Pinderak selbst getestet und probiert. "So kann ich meine KundInnen ganz individuell beraten." Bei der Auswahl neuer Sorten lässt sich die Teehändlerin viel Zeit: "Ich lasse mir Proben schicken und verkoste sie dann in aller Ruhe. Um die Qualität meiner Tees zu halten, verkoste ich während des Jahres auch unterschiedliche Ernten derselben Sorte."

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Ihre TeehändlerInnen sucht Sandy Pinderak nach ganz bestimmten Kriterien aus: "Der Tee muss pestizidfrei, aus kontrolliert ökologischem oder biologischem Anbau und nach Möglichkeit Fair Trade sein. Natürlich läuft hier viel auf Vertrauensbasis."

Viele ihrer Tees stammen aus China, japanische Tees hat sie nach dem Atomunglück von Fukushima aus dem Sortiment genommen: "Chinesische Tees kann ich mit viel besserem Gewissen verkaufen, als mit dem Geigerzähler im Geschäft zu stehen."

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Die KundInnen schätzen die Naturbelassenheit von Sandy Pinderaks Tees. "Sie haben die Tees nicht künstlich aromatisiert – das merkt man!", freut sich eine Dame, die über eine Bekannte zum Teetrinken herkam. So wie sie finden die meisten über Mundpropaganda ins "Teenorissimo". "Das ist viel mehr wert als jede Werbung", sagt die Inhaberin. "Und wenn Passanten nur zufällig in die Auslage schauen, sich dann aber Zeit für eine Kanne Tee nehmen und zufrieden wiederkommen, freut mich das doppelt."

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"Für Sie sicher wieder Vanille!", begrüßt die Besitzerin eine Kundin, die soeben das Geschäft betritt. In den ersten drei Jahren konnte sich die ehemalige Ballerina bereits einen breiten Stammkundenkreis aufbauen: "Ich kenne deren Familiengeschichte und weiß, wer meinen Tee trinkt."

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Bei vielen kennt sie schon ihre Lieblingssorte, die meisten wollen dazu aber immer auch etwas Neues ausprobieren. "Kundenwünsche schreibe ich mir auf und bemühe mich dann, eine Sorte nach ihrem persönlichen Geschmack zu finden."

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Alle angebotenen 60 bis 70 Teesorten können im Teehaus kannenweise verkostet werden. Dazu gibt's selbstgebackenen Kuchen, Teegebäck und zwei verschiedene Frühstücke laden zu einem gemütlichen Tee-Vormittag ein.

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Wer sich ob der Vielfalt an Teegenüssen nicht entscheiden kann, dem eilt Sandy Pinderak gerne zu Hilfe: "Was klassisches Schwarzes? Mit Gewürzen und Kokos? Ein bisschen Milch dazu vielleicht? Etwas Magenschonendes! Da hab ich leichten Nebeltee für Sie, schön blumig und mild. Oder einen Kräutertee? Holunder-Ingwer wärmt und stärkt!"

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Wo früher die Backstube der Bäckerei war, hat Sandy Pinderak heute ihr kleines Lager eingerichtet. Dort bewahrt sie Zubehör und Geschenksartikel auf, die sie in Glasvitrinen zum Verkauf ausstellt: feine Porzellantassen, englisches Teeservice, silberne Zuckerlöffel, türkische Teegläser oder japanische Gusseisenkannen ...

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... Kekse und Scones, Kandiszucker, Gelee und Schokokonfekt. Teebeutel, -siebe und -dosen. Und mit 50 Gramm ausgesuchtem Lieblingstee hat man ab 2,50 Euro schon ein leistbares Geschenk für jeden Anlass.

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Tee genießen kann man im "Teenorissimo" von Dienstag bis Samstag und zu jeder Jahreszeit. Wenn es draußen kalt und stürmisch wird, blüht Sandy Pinderaks Teeliebhaberinnenherz aber so richtig auf: "Ich warte im Sommer schon sehnsüchtig auf die Kälte!", sagt sie. Denn dann ist bei ihr im Teeladen Hochsaison.

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Teenorissimo - Kleines Teehaus

Wittegasse 2, 1130 Wien (U4-Station Unter St. Veit)

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 9.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 18.30 Uhr;

Samstag 9.00 - 16.00 Uhr

(isa, derStandard.at, 12.3.2013)

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