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Ernst von Freyberg soll der Vatikanbank Seriosität zurückgeben.

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Es war eine seit langem erwartete Entscheidung - und eine der letzten des scheidenden Papstes Benedikt XVI.: Der deutsche Finanzexperte Ernst von Freyberg soll die ins Gerede geratene Vatikanbank IOR in ruhigere Gewässer führen. Der aus altem schwäbischem Adel stammende Freiherr verwaltet den familieneigenen Waldbesitz um sein aus dem 16. Jahrhundert stammendes Schloss Allmendingen bei Ulm.

Der 54-Jährige begann seine Laufbahn als Fusionsberater mittelständischer Betriebe, bevor er mit japanischen Partnern die Brokerfirma Daiwa Securities gründete. Ende 2012 zog er sich aus dem Tagesgeschäft zurück und war damit frei für seine neue Aufgabe in Rom.

Dass Freyberg als Vorsitzender im Aufsichtsrat der Hamburger Werft Blohm & Voß sitzt, die auch U-Boote und Fregatten für die deutsche Marine baut, schien dem Vatikan kein Hindernis für seine Ernennung. Für seine katholische Gesinnung bürgt die Tätigkeit als Schatzmeister des Souveränen Malteser Ordens und Präsident eines Berliner Vereins, der Behindertenwallfahrten nach Lourdes organisiert. Seine Frau Elisabeth Montagne ehelichte der Freiherr 2011 im französischen Kloster Preuilly.

Der in München promovierte Jurist, der zunächst als Rechtsreferendar in Ulm arbeitete, wurde vom Beratungsunternehmen Spencer Stuart ausgewählt und setzte sich gegen 40 weitere Kandidaten durch. Er will drei Tage pro Woche in Rom arbeiten.

Von ihm wird erwartet, dass er den ramponierten Ruf der Vatikanbank aufpoliert, die zwar die unverdächtige Bezeichnung "Institut für religiöse Werke" trägt, doch nach zahlreichen Skandalen als dubiose Institution gilt.

Die Bank verwaltet nach Schätzungen rund fünf Milliarden Euro. Ihr früherer Chef Ettore Gotti Tedeschi wurde im Mai wegen verdächtiger Transaktionen entlassen, nachdem Staatsanwälte Gelder auf Konten italienischer Banken beschlagnahmt hatten. Sogar der Kreditkartenverkehr im Vatikan wurde vor mehreren Wochen stillgelegt.

Ob dem viersprachigen Präsidenten für die unaufschiebbare Reform der Bank drei Wochentage genügen, werden die kommenden Monate erweisen. Dass der Vatikan wenige Stunden vor Freybergs Ernennung die Bestellung des Belgiers Bernard De Corte zum neuen IOR-Chef dementieren musste, mag den Deutschen schon im Vorfeld erahnen lassen, welche Intrigen ihn in Rom erwarten. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 18.2.2013)