Bild nicht mehr verfügbar.

Schweres Busunglück im vergangenen Mai: Die 23-jährige Florije P. stürzte mit anderen Reisenden 80 Meter in die Tiefe.

Foto: AP/dapd

Tirana/Zagreb - Die Familie P. zeigte sich in albanischen Medien "schockiert", spricht von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung und will, dass die Angelegenheit restlos aufgeklärt wird. Die Betroffene selbst sagt, sie könne sich nicht erinnern, wie sie schwanger wurde. Die Fakten: Die 23-jährige albanische Studentin Florije P. war nach dem schweren Busunfall vergangenen Mai nahe der südalbanischen Stadt Himara zur Rehabilitation nach Österreich geflogen worden - und zwar auch ins Neurologische Therapiezentrum Gmundnerberg.

Dort blieb sie nach den Angaben ihres Bruders Gazment P. bis zum 11. Oktober 2012. Florije P. soll zunächst im Koma gelegen haben. Laut Familie P. war Florije P. auch danach schwer traumatisiert und hat bis heute Erinnerungslücken. Nun ist Frau P. schwanger. Die Familie vermutet, dass die Schwangerschaft während ihres Aufenthalts im Therapiezentrum eintrat und hat eine Klage eingereicht.

Albanischen Ärzten zufolge soll der Geschlechtsverkehr zwischen 20. und 25. September 2012 stattgefunden haben. In Albanien wurden Ermittlungen eingeleitet. Das Therapiezentrum Gmundnerberg wird miteinbezogen. "Wir bestätigen, dass Frau Florije P. in unserer Klinik in Behandlung stand. Wir arbeiten mit den Behörden eng zusammen und unterstützen die Untersuchungen. Wir bitten um Verständnis, dass wir zu den laufenden Untersuchungen derzeit keine Aussagen treffen können", schreibt der ärztliche Leiter Hermann Moser auf Anfrage des STANDARD.

80 Meter in die Tiefe

Der Fall von Frau Florije P. hat in Albanien insbesondere für Aufregung gesorgt, da schon das Busunglück vergangenes Frühjahr besonders dramatisch war. Bei dem Unfall war ein Bus mit Studentinnen von der Straße abgekommen und 80 Meter in die Tiefe gestürzt. Dreizehn Personen starben, viele Studentinnen wurden teilweise schwer verletzt. Die Raiffeisenbank Albanien half daraufhin, zwei Verletzte nach Österreich zur Behandlung zu bringen. Wegen des Unfalls am 21. Mai 2012 wurde in Albanien sogar die Übertragung des Song Contest abgesagt.

In konservativen Familien in Albanien kann eine uneheliche Schwangerschaft und/oder eine Vergewaltigung auch als eine Verletzung der Ehre der Familie verstanden werden. Wie albanische Medien berichteten, soll auch eine DNA-Analyse helfen, die Identität des potenziellen Vaters zu klären. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 18.3.2013)