Fünf Steirerinnen tauchen tief ein in die Soße, in der sie geschwommen sind. Gegessen wird alles.

Foto: Florian Rainer

Wien - In dem fiktiven steirischen Tal, aus dem die Rabtaldirndln stammen, gibt es längst keinen Pfarrer mehr. Geblieben ist die Sehnsucht nach Ritualen, die helfen, das Leben zu meistern. Wie soll man noch würdevoll geboren werden, altern und sterben? Um solchen Fragen nachzugehen hat die Theatergruppe einen "Einkehrtag" eingerichtet.

Sie haben diese "Zurichtung" der katholischen Kirche entlehnt, die ihr wichtigster Anhaltspunkt für die Suche nach einer neuen Religion ist. Die fünf Grazerinnen bauen auf jene Schwarze Wolle, die gemäß einem verbreiteten Klischee jedem Steirer unablöslich am Körper klebt. In schwarzen Strumpfhosen kratzen sie sich einen neuen Glauben zusammen. Zwischen Jungscharlager, Psychotherapie und Unternehmensleitbild suchen sie nach etwas Verlässlichem. Und sie stellen fest: Die Fasern der schwarzen Wolle sind überall.

Zunächst verknäueln sie sich zu einem gordischen Knoten, doch die Übung des Zusammenspürens scheitert. Sie versuchen es mit Reden, aber dem Mythos gemäß hilft nur Gewalt: Näher kommt man sich bei einer Schießübung.

Unter diesem Vorzeichen zeigen die Rabtaldirndln ein Sammelsurium kluger Miniaturen. So gibt es etwa ein Plädoyer der "Soft Cock Revolution" zu hören, die mehr Respekt für den nicht erigierten Penis fordert. In einer bizarren Prüfungssituation vermischen sich Befindlichkeits-, Quiz- und Gretchenfragen. Einem Hund wird auf der Bühne "falsche Scham" erklärt.

Die Unmaskiertheit des Hundes ist Programm: Die Rabtaldirndln setzen stark auf die unmittelbaren Äußerungen des Körpers, zum Beispiel wenn sie ihre Kräfte beim Kürbisheben messen. Eine heiße Spur zum neuen Glauben finden sie in der "Magie der Geschlechtsorgane". Diese Art der Kulturkritik ist nicht neu, aber auch immer noch nicht unzeitgemäß.   (Roman Gerold, DER STANDARD, 16./17.2.2013)