Bild nicht mehr verfügbar.

Philipp Hosiner möchte im Derby gegen Rapid, es ist übrigens das 304., zumindest ein Goal machen. 

Foto: AP/Punz

Wien - Philipp Hosiner verkompliziert die Dinge nicht. Ein Derby ist ein Derby, "da kann alles passieren". Dass die Austria sieben Punkte Vorsprung auf Salzburg und sogar zehn auf Rapid hat, "ist schön". Da kann man, ohne mit der Wimper zu zucken, sagen: "Wir wollen Meister werden. Diesem Ziel ordnen wir alles unter." Wobei Hosiner (23) überhaupt nichts dagegen hat, "wenn das andere auch wollen".

Über Weihnachten hat er drei Wochen lang abgeschaltet, den Fußball mehr oder weniger ignoriert. "Jetzt bin ich mittendrin. Man muss jedes Mal bei null beginnen. Das ist ganz normal, ich habe normal trainiert, die Austria hat normal trainiert. Wir wollen dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben." Zum Beispiel mit elf Spielen ohne Niederlage.

Es spreche nichts für einen Leistungsabfall. "Wir haben große Qualität im Kader." Dass die Austria nun der Gejagte ist, sei maximal nebensächlich. "Weil man in jedem Spiel der Jäger bleibt. Es ist immer eine Jagd nach drei Punkten." Hosiner wurde von den Lesern der Kronen Zeitung, die sind in Österreich keine Minderheit, zum Fußballer des Jahres gekürt, was ihn natürlich gefreut hat. "Anerkennung schadet nie, ist gut fürs Selbstbewusstsein. Aber im Prinzip ändert sie nichts."

Er hält bei 21 Saisontoren, da fragt man ihn beinhart, ob die 41 Treffer des mittlerweile 60-jährigen Hans Krankl im Hinter- oder auch Vorderkopf stecken? Zumal Rekorde aufgestellt wurden, um irgendwann gebrochen zu werden? Hosiner versichert, keine Sekunde daran zu denken. "Es ist ein Mannschaftssport, die Befindlichkeiten des Einzelnen werden hintangestellt." Sollte er in Begleitung eines Kollegen auf das gegnerische Tor laufen, etwa am Sonntag im ausverkauften Hanappi-Stadion auf jenes von Rapid, und sollte der Nebenmann besser positioniert sein, " bekommt er natürlich von mir den Ball. Bin ich allein, schieße ich selbst."

Hosiner sagt, die erste Pflichtpartie nach einer Pause sei gar nicht so problematisch. "Vor der dritten weiß man ja auch nicht, wie sie ausgeht." Rapid schätze er schon stärker ein als in den bisherigen Saisonduellen, die Austria siegte 3:0 und 2:0. "Die werden sich etwas einfallen lassen, aber wir haben auch Ideen."

Ungewissheit

Trainer Peter Stöger wird den Spielern die Aufstellung erst zwei Stunden vor Anpfiff kundtun, Hosiner kann mit dieser Ungewissheit gut leben. " Ich versuche, mich in jedem Training aufzudrängen." Stöger gibt sich traditionell kryptisch: "Wir werden die Spieler bringen, von denen wir glauben, dass sie dem Verein den Erfolg bringen." Nacer Barazite dürfte nicht der Startformation angehören, Hosiner schon.

Und woran glaubt Gastgeber Rapid? An das Ende einer deprimierenden Serie, siebenmal hat man nicht gegen die Austria gewonnen. Kapitän Steffen Hofmann: "Wir wissen, dass wir die Austria schlagen können, es wird eine ganz heiße Partie."

Während es für Hofmann bereits der 36. Klassiker ist, debütiert Sportdirektor Helmut Schulte. Der 55-jährige Deutsche wird übrigens auf der Bank ganz in der Nähe von Trainer Peter Schöttel Platz nehmen. Alternative wäre die Ehrentribüne (nahe bei Präsident Rudolf Edlinger) gewesen. Schulte versprach "wohltuende Zurückhaltung. Aktiv einzugreifen ist Sache des Trainers. Ich sitze nur dort, um mir ein besseres Bild machen zu können." Schöttel verrät die Aufstellung auch nicht, ihm steht der komplette Kader zur Verfügung. Der Geheimniskrämerei dürfe man aber keine große Bedeutung beimessen. "Rapid und Austria sehen sich oft, sie können sich nicht überraschen."

Hosiner rechnet also mit harter Gegenwehr, aber das sei im Fußball üblich, bereite keine Kopfschmerzen. "Man muss immer einen guten Start erwischen." (Christian Hackl, DER STANDARD, 16./17.2.2013)