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Sogenannte Helikopter-Eltern kreisen unentwegt um ihre Kinder, um sie zu beschützen. Mitunter zum Leidwesen der Beschützten.

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Kinder übermäßig fürsorglicher Eltern sind in späteren Jahren häufiger depressiv, mit ihrem Leben unzufrieden und leiden eher unter Angstzuständen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Holly Schiffrin und ihrem Team von der University of Mary Washington in Virginia, die dieser Tage im "Journal of Child and Family Studies" veröffentlicht wurde. Überfürsorgliche Eltern tragen demnach dazu bei, dass Kinder weniger Fähigkeiten und persönliche Autonomie entwickeln. Das beeinträchtige das Wohlbefinden der Kinder und führe dazu, dass sie später weniger gut mit Stress umgehen können.

Engagement versus Kontrolle

Älteren Studienergebnissen, wonach elterliches Engagement eine emotional und sozial gesunde Entwicklung der Kinder fördert, widerspricht die aktuelle Arbeit nicht. Entscheidend sei nämlich die Form der Fürsorge: Während es auf die kindliche Entwicklung positiv wirkt, wenn sich Eltern oder Erziehungsberechtigte für die Lebenswelt und die Erfahrungen der Kinder interessieren und sich engagieren, habe ein Übermaß an Fürsorge negative Folgen für die Kinder. Besonders problematisch sei es, wenn die Eltern das Maß an Kontrolle und Behütung nicht dem Alter und den Fähigkeiten der Kinder anpassen, so die Forscherinnen und Forscher.

Nicht zum Klotz am Bein werden

Die Studie konnte einen klaren Zusammenhang zwischen unangemessener elterlicher Kontrolle und negativen Gefühlen der Kinder zeigen. Studienleiterin Holly Schiffrin: "Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass übertriebenes Engagement die Entwicklung hemmen kann. Sie sollten für ihre Kinder nicht zum Klotz am Bein werden." Besonders "krank machend" seien Eltern, die sich allzu intensiv in die Belange der Kinder einmischen, diese ständig kontrollieren und ihnen ungefragt bei allem zur Seite stehen. Eltern mit diesem Erziehungsstil werden in der Populärwissenschaft heute gerne "Helikopter-Eltern" genannt.

Schiffrin und ihr Team hatten für ihre Studie 297 Studierende zwischen 18 und 23 Jahren befragt. Die jungen Menschen beschrieben, wie sich ihre Eltern ihnen gegenüber verhalten hatten, als sie jünger waren, und wie sie ihre eigene Selbstständigkeit, Kompetenz und Kontaktfreudigkeit einschätzten. Die Studierenden gaben außerdem an, ob sie bereits depressive Phasen oder Angstzustände erlebt hatten und wie es um ihre allgemeine Zufriedenheit im Leben bestellt war. (Lisa Mayr, derStandard.at, 15.2.2013)