Bild nicht mehr verfügbar.

Der unerwartete Rücktritt Papst Benedikts ist die beste Werbung für den Rom-Tourismus. Es wird befürchtet, dass das "Papst-Fieber" die Preise stark in die Höhe treibt.

Foto: ap/Pier Paolo Cito

Vatikanstadt/Rom - Der unerwartete Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. und die bevorstehende Wahl eines Nachfolgers könnten sich für Rom in Zeiten der schweren Wirtschaftskrise als Segen erweisen. Hunderttausende werden in den nächsten Wochen in die Ewige Stadt strömen, um den neuen Pontifex zu feiern, der beim Konklave ab Mitte März gewählt werden soll. Der Ansturm hat schon begonnen. Die Hotels rund um den Vatikan sind für die nächsten Wochen bereits ausgebucht. Der Hoteliersverband Federalberghi rechnet dank des "Papst-Effekts" mit einem Umsatzwachstum von etwa zehn Prozent.

Vorgeschmack auf die Massen

Einen Vorgeschmack auf die Massen bot die zwei Kilometer lange Schlange, die sich am Mittwochabend vor Beginn der vom Papst zelebrierten Aschermittwochsliturgie bildete. Sie reichte einmal um den Petersplatz. Tausende Gläubige, Pilger und Touristen wollten dabei sein, um Benedikt bei einer seiner letzten Feiern im Dom zu erleben. Wie im Jubiläumsjahr 2000 und beim Begräbnis von Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. im April 2005 werden in der Zeit rund um Rücktritt und Konklave hunderttausende Pilger in der Ewigen Stadt erwartet. Die Gemeinde Rom bereitet sich deshalb bereits auf höhere Besucherzahlen vor. Allein zum Angelusgebet am kommenden Sonntag sei mit 150.000 Pilgern auf dem Petersplatz zu rechnen, 100.000 mehr als an "normalen" Sonntagen, verlautete aus der Stadtverwaltung.

Wochenlang werden Journalisten, Fotografen und TV-Teams die Gegend um den Petersdom belagern, um über die Entwicklungen im Vatikan zu berichten. Nicht nur Hotelzimmer sind gefragt. Begonnen hat bereits eine hektische Suche nach Terrassen mit Blick auf den Petersplatz. Wer sich zu den glücklichen Eigentümern zählt, darf mit zahlungskräftigen Mietern rechnen. TV-Teams aus aller Welt streiten sich schon jetzt um Balkone und Terrassen, die eine perfekte Sicht auf die Sixtinische Kapelle bieten, und sind bereit, dementsprechend zu zahlen. Weißer Rauch aus dem runden Kamin auf dem Dach der Kapelle ist das Zeichen, dass sich die 117 Kardinäle auf einen neuen Papst geeinigt haben. Bis zu 60.000 Euro lassen Fernsehcrews für Wohnungen mit Terrasse springen. Solche Ausgaben rentieren sich: Die Preise für Werbung rund um die Nachrichten- und Sondersendungen sind in Italien stark in die Höhe geschossen.

Beste Werbung für Rom

Der "Papst-Effekt" dürfte laut Experten bis zum Sommer anhalten. Ein Segen für den Tourismus, der im Krisenjahr 2012 unter Druck geraten ist. Der Tourismusverband Enit rechnet mit einem 20-prozentigen Besucheranstieg in den Frühlingsmonaten. Die TV-Berichterstattung über den neuen Papst sei für Rom die beste Werbung, meinte ein Sprecher des römischen Hoteliersverbandes.

Befürchtet wird jedoch, dass das "Papst-Fieber" die Preise stark in die Höhe treibt. Der Konsumentenschutzverband Codacons versprach strenge Kontrollen, um illegale Preiserhöhungen rund um den heiligen Distrikt abzuwenden. Da kostet ein Sandwich schon einmal sieben Euro oder ein halber Liter Mineralwasser drei Euro. Die Konsumentenorganisation fordert strenge Strafen für die Preissünder.

Auch die Souvenirgeschäfte rund um den Petersplatz rüsten sich für das neue Pontifikat. Karten, Münzen und Rosenkränze mit dem Konterfei Benedikts sollen bald aus dem Handel genommen werden. Man wartet schon gespannt auf den Namen des neuen Papstes. Hunderte Touristen und Geistliche freuen sich bereits auf die Sondermarke, die nur in der papstlosen Zeit herausgegeben wird und deswegen hohen Sammlerwert besitzt. Und auch die vatikanischen Museen profitieren: Bis zu 8.000 Besucher täglich werden in den nächsten Wochen erwartet, die Eintrittskarte kostet 16 Euro. (APA, 15.2.2013)