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Der vielseitige Pianist Brad Mehldau kommt mit einem Tastenkollegen nach Wien, um unter anderem Paraphrasen über die Minimal Music zu offerieren.

Foto: apa / EPA/ALBERTO MORANTE

Wien - Brad Mehldaus Tastenkünste konnte man in den letzten Jahren regelmäßig in Wien bestaunen: solo, im viel gerühmten, seit 1995 bestehenden Trio, im Duo und Quartett mit Gitarrist Pat Metheny und zuletzt mit den Orpheus Chamber Players, als Solist in den von ihm komponierten Variations On A Melancholy Theme.

Mehldau, der germanophile Romantiker unter den Pianisten des Gegenwartsjazz, dessen Kompositionen bei Werther Music verlegt werden, ist aktuell erstmals mit einem Kollegen auf Europa-Tournee: Der 43-Jährige beehrt das Konzerthaus mit dem zwei Jahre älteren Pianisten Kevin Hays. Die beiden kennen einander seit 1988, als Mehldau aus Connecticut nach New York City übersiedelte. Später löste Mehldau Hays im Quartett von Saxofonist Joshua Redman ab.

Hays, der gebürtige New Yorker, machte sich zudem als Sidemen von Sonny Rollins und John Scofield einen Namen, unter den eigenen Projekten ragt die Soloklavier-Aufnahme Open Range für ACT Music heraus.

Für ihr lange geplantes Duoprojekt fanden Mehldau und Hays im ihnen seit vielen Jahren freundschaftlich verbundenen New Yorker Komponisten Patrick Zimmerli einen Verbündeten: Zimmerli komponierte und arrangierte Stücke für zwei Klaviere, an denen sich Mehldau und Hays in perlender Virtuosität und reaktionsschneller Interaktion abarbeiten.

Unter den Piecen - so lässt sich auf der bereits 2011 veröffentlichten CD Modern Music (Nonesuch) nachhören - ragen eine harmonisch reizvolle, dunkel schillernde Bearbeitung von Ornette Colemans Balladenklassiker Lonely Woman von 1959 heraus sowie - für Jazzmusiker ein relativ wenig bearbeitetes Feld - Arrangements von Minimal-Music-Kompositionen: Ausschnitte aus Steve Reichs Music For 18 Musicians sowie Philip Glass' String Quartet No. 5 werden als vielfärbig leuchtende, repetitive Klangfelder auf zweimal 88 Tasten übertragen und schließlich in Startrampen für virtuose improvisatorische Rundflüge umgedeutet.

Aus dem Repertoire Brad Mehldaus begegnet man zudem mit Unrequited - erstmals aufgenommen im Rahmen von The Art of The Trio, Vol. III (1998) - einem altbekannten Hit wieder.    (Andreas Felber, DER STANDARD, 15.2.2013)