Mit diesem Zettel stimmen die Bewohner der Schottenfeldgasse und der Webgasse derzeit darüber ab, ob ihr Straßenzug für den Durchzugsverkehr gesperrt werden soll.

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Autos sollen auf der Mariahilfer Straße künftig nicht mehr zum Straßenbild gehören.

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Wien - Dass die Anrainer befragt werden, findet Simone R. grundsätzlich erfreulich. Die Bewohner der Schottenfeldgasse in Neubau und der Webgasse in Mariahilf können derzeit darüber abstimmen, ob der Straßenzug künftig für den Durchzugsverkehr geöffnet bleiben oder unterbrochen werden soll (siehe Faksimile links).

Auch die Anrainer der Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse können derzeit abstimmen, ob die beiden Straßen eine Querungsmöglichkeit über die Mariahilfer Straße bleiben sollen. Am 27. Februar wird das Ergebnis feststehen. Die Befragung ist Teil des Projekts zur Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße, die künftig weitgehend autofrei und in einem Teilstück eine reine Fußgängerzone werden soll.

Unklare Auswirkungen

Frau R. hat jedenfalls das Gefühl, sie würde die "Katze im Sack kaufen", wie sie es in einem Schreiben an der grünen Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger formuliert. Denn es seien noch zu viele Fragen offen, und es sei nicht klar, was jede der beiden Varianten für die Bewohner bedeuten würde. Zum Beispiel, welche Auswirkungen eine Unterbrechung auf den Verkehr in Mariahilf und Neubau hätte.

Seit Start der Befragung habe er mehrere E-Mails und Anrufe diesbezüglich erhalten, sagt Blimlinger auf Nachfrage des STANDARD. "Ich nehme die Kritik sehr ernst", betont Wiens einziger grüner Bezirksvorsteher. Aber derzeit seien noch zu viele Details offen. "Jetzt geht es um die grundsätzliche Entscheidung." Erst danach könne ein endgültiges Verkehrskonzept erstellt werden.

Hürde für Autoverkehr

Sollten sich die Anrainer für eine Unterbrechung aussprechen, würde in der Schottenfeldgasse die Einbahn, die derzeit in Richtung Mariahilfer Straße verläuft, im Abschnitt bis zur Apollogasse/Lindengasse umgedreht, eventuell auch bis zur Lerchenfelder Straße. So soll der Ausweichverkehr in den Nebengassen reduziert werden.

Doch auch um die Lieferzeiten wird noch gestritten. Die Wirtschaftskammer führt eine eigene Befragung unter den Geschäftsleuten in den beiden Bezirken durch und fordert ganztägige Liefermöglichkeiten. Donnerstagnachmittag trafen sich Vertreter der Wirtschaftskammer und der beiden Bezirke sowie Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) zu weiteren Verhandlungen.

Der Besitzer des Schlüsseldienstes am Beginn der Schottenfeldgasse hat jedenfalls Bedenken, dass die Kunden, die zum Teil aus ganz Wien kommen, sein Geschäft künftig nicht mehr erreichen können, wenn die Einbahn umgedreht wird. "Dann wird das hier ein toter Winkel", fürchtet er. Freuen würden sich hingegen die Lokale in der Gegend. "Die rechnen bereits mit mehr Platz für ihre Schanigärten." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 15.2.2013)