Die Suche nach der wahren Liebe im Internet ist wie im richtigen Leben eine Glücksfrage. Immerhin entsteht Erhebungen zufolge jede dritte neue Beziehung in der digitalen Welt.

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Die Liebe ist laut dem Johann-Strauß-Librettisten Ignaz Schnitzer eine Himmelsmacht. Doch wird sie nicht jedem einfach zuteil. Und beim Umgarnen des anderen Geschlechts sind aus der Wespenwelt bekannte Liebestricks nicht im Plan der menschlichen Natur. Also muss der internetgewohnte Mensch auf andere Mittel zugreifen: Partnerschaft- und Datingplattformen.

Großes Angebot

Von diesen gibt es eine ganze Menge - allein in Österreich sind es einige hundert Portale, die sich einsamen Herzen andienen, wie eine Analyse von singleboersen-vergleich.at erhoben hat. Zwölf davon ist es bisher gelungen, mehr als 100.000 Mitglieder anzuziehen. Abgesehen von bekannten einheimischen Anbietern wie Love.at oder Websingles.at, handelt es sich dabei mehrheitlich um die Zweigstellen internationaler Dating-Konzerne wie eDarling, FriendScout24 oder Parship. Die Big Player teilen sich 60 Prozent des Branchenumsatzes.

Und dieser verzeichnete im Jahr 2011 noch ein Umsatzplus von elf Prozent auf 16,9 Millionen Euro, rechnet Daniel Baltzer, Gründer von Singleboersen-Vergleich und Geschäftsführer des Schweizer Online-Marketingspezialisten Metaflake, für das vergangene Jahr mit moderateren Steigerungsquoten. Konkrete Zahlen liegen zwar noch nicht vor. Aber die Tatsache, dass Partneragenturen, die alles über das Internet abwickeln, seit einiger Zeit in Offline-Medien um Liebe suchende Mitglieder buhlen, spreche für sich, meint Baltzer zum STANDARD.

Klare Grenzen

Hintergrund ist aber weder, dass viele Töpfchen schon ihr Deckelchen online gefunden haben, noch, dass sich das Angeln nach Liebesglück massiv in die analoge Welt zurückverlagert. "Online-Dating ist zwar salonfähig geworden. Doch ist das ein Markt mit klaren Grenzen pro Land", sagt Baltzer. Auch der demografische Wandel spiele mit rein. Älteren Semestern fehle vielfach noch - im direkten und indirekten Sinn - der Zugang zum Internet.

Dennoch sieht der Singlebörsen-Experte für ein Nischenprodukt, das gezielt die Generation 60+ anspreche, gute Chancen. Bedarf sieht er auch für ein spezielles Angebot für Berufstätige mit Schichtarbeitszeiten, wie etwa Polizisten oder Krankenschwestern.

Seitensprung-Agenturen

Immer Saison haben hingegen Websites für den "spontanen Hormonausgleich", wie Baltzer Seitensprung-Agenturen salopp bezeichnet, die "Casual Datings" übers Netz vermitteln. Diese hüllen sich in Sachen zahlender Klientel zwar weitgehend in Schweigen. Dass potente Unternehmen wie die Deutsche Telekom mit dem Friendscout-Ableger Secret.de ein entsprechendes Angebot im Konzernportfolio hält, mag jedoch die Fantasie anregen, ob sich das Geschäft lohnt.

Was Marktspezialist Baltzer indes immer wieder wundert, ist die Naivität vieler Nutzer. Verliebte verlieren zwar leicht den Kopf. Doch bei der Suche sollte man im Internet denselben nutzen. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 14.2.2013)