Wien - Heroin, Morphium, Opium - 25.000 bis 30.000 Menschen, so die Schätzungen der Experten, sind hierzulande von Opiaten abhängig. 16.000 davon lassen sich in ärztlichen Praxen mit Substitutionspräparaten behandeln, 7000 von ihnen leben allein in Wien. Alexander David, Drogenbeauftragter der Stadt, sagt: "Nimmt man diesen Menschen die Ersatzmedikamente, kommen sie in wenigen Stunden in einen Zustand, den sie kaum aushalten können."

Genau diese Patientengruppe ist aber nun ins Visier der Innenministerin geraten, konkret hinterfragen Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang, diese Therapieform, weil die Betroffenen allzu großzügig mit Ersatzstoffen versorgt würden - und dies weiteren Missbrauch - etwa durch Weiterverkauf - begünstige.

Dieser Darstellung widerspricht ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger, der als Arzt auch Substitutionspatienten betreut: In Wien dürften nur 150 Ärzte diese Gruppe behandeln, so Rasinger zum Standard, "und diese müssen dafür zuerst ein eigenes Diplom machen und zweimal jährlich einen Qualitätszirkel besuchen", bei dem erfahrene Spezialisten die Mediziner über den letzten Stand von Maximaldosen und Entzugsdosen aufklären. Rasinger: "Es gibt eindeutige Normen, um Missbrauch möglichst hintanzuhalten."

Opiatsüchtige in Behandlung seien "sehr schwierige Patienten, die in einem sehr schlechten Zustand" seien, erklärt der ÖVP-Politiker weiter, " aber sie sind deswegen keine Dealer". Über 50 Prozent, die nach den harten Drogen süchtig sind, seien in Behandlung, rechnet Rasinger außerdem vor, und damit "einigermaßen stabilisiert und von Begleitgefahren" wie einer HIV- oder Hepatitis-C-Ansteckung durch Spritzentausch "geschützt". Rasingers Fazit zum Therapienansatz in der Bundeshauptstadt: "Das Wiener Modell ist schon sehr, sehr gut!"

Einen Seitenhieb aufs Gesundheitsressort kann sich der Arzt dennoch nicht verkneifen: "In diese Richtung muss ich fragen: Gibt es Präventionskampagnen? Das wäre schon einmal dringend notwendig." (nw, DER STANDARD, 14.2.2013)