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28.000 Fans in der ausverkauften Zielarena in Schladming sorgten während der WM regelmäßig für Gänsehautstimmung. 3,5 kg Müll produziert ein WM-Besucher durchschnittlich laut Studie. Die Müllproblematik hatten die Veranstalter gut im Griff.

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Mit dem Energiebedarf der rund 900 Planaibahnen-Schneekanonen könnten tausende Haushalte versorgt werden.

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Schladming - Peter Schröcksnadel, der Präsident des österreichischen Skiverbandes (ÖSV), redet nicht viel um den heißen Brei herum. " Großveranstaltungen haben das Problem, dass es zu Umweltkritik kommt. Das wollten wir im Vorfeld abfangen und den Wind aus den Segeln nehmen."

Dieses Unterfangen ist, geht es nach dem Umweltminister, bei der Ski-WM gelungen. "Schladming ist Umweltschutz-Weltmeister und hat die grüne Öko-Medaille gewonnen", sagte Nikolaus Berlakovich. Was bei einem Großereignis mit hunderttausenden Fans, das auf maximalen Profit ausgerichtet ist, schon eine ziemliche Leistung ist.

Kläranlage mit Biogasnutzung

Bis einschließlich Sonntag laufen in Schladming mit Riesenslalom und Slalom für Damen und Herren noch vier WM-Bewerbe, vor allem am Wochenende sollen dank Marcel Hirscher und den anderen ÖSV-Stars täglich wieder 30.000 Fans und mehr die kleine 4500 Einwohner zählende Stadt stürmen. In Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit sind die selbstgesteckten Ziele der Organisatoren schon erfüllt worden.

Gerne wird auf die neu errichtete Kläranlage mit Biogasnutzung verwiesen. Oder auf das um 16,2 Millionen Euro neu gebaute Congress Schladming, das mit Flusswasserkühlung, Photovoltaikanlage und Niedrigenergiestandard alle grünen Stückerln spielt. Temporär errichtete Holzhäuser wie das Haus Ski Austria lassen sich einfach wieder abbauen. Ebenfalls auf der To-do-Liste abgehakt: ein "ressourcenschonendes Schnee- und Pistenmanagement", Mistvermeidung durch Mehrwegbecher oder ein (!) Elektrobus für Shuttledienste. Zusätzlich machen verstärkt geführte Zugverbindungen aus den Großstädten die Ski-WM für Berlakovich zu einem "Green Event. Sport und Umwelt müssen Hand in Hand gehen."

900 Schneekanonen

Für Alpinforscher Franz Mandl aus dem benachbarten Haus im Ennstal ist das ein schlechter Witz. "Wenn Schladming schon Weltmeister ist, dann höchstens im Marketing", sagt der 59-Jährige dem Standard. "Bei der Ski-WM wird über alles ein grünes Mäntelchen gebreitet."

Mandl verweist auf die wegen der WM neu angeschafften Schneekanonen. Rund 900 Stück stehen mittlerweile im Bereich der Planaibahnen. Passen die Temperaturen, wird gefeuert, was das Zeug hält. Mindestens 50 Tage und Nächte im Jahr sind sie in Betrieb. Mandl: "Ich weiß das aus Erfahrung, ich wohne neben einer Schneekanone."

400 Millionen Euro Investitionen

Der Energiebedarf in der Wintersaison ist trotz neuer, effizienter Schnee-Erzeuger enorm: Mehrere tausend Haushalte könnten damit versorgt werden. Für die Präparierung der Pisten alleine auf der Schladminger Planai benötigen die Pistenraupen rund 185.000 Liter Diesel. Selbst wenn man diese Zahlen nur auf die Vorarbeiten für die WM-Pisten herunterbricht, kann von einem "umweltfreundlichen" Event keine Rede mehr sein.

In Schladming wurden vor der WM rund 400 Millionen Euro investiert, alleine die im Mehrheitsbesitz des Landes befindlichen Planaibahnen haben 70 Millionen Euro in die Hand genommen. "Da wird eine Industrie subventioniert, die ohne Förderungen ein riesiges Defizit einfahren würde", sagt Mandl. Eine natürliche, sanfte Entwicklung der Region sei so nicht möglich gewesen.

3,5 Kilogramm Müll, rechnete Schröcksnadel anhand einer Studie vor, produziert ein Fan durchschnittlich beim Besuch der Ski-WM. Diese Problematik hatten die Veranstalter und die Stadt Schladming trotz tausender ausgeteilter Fahnen und sonstiger Goodies gut im Griff. Schladming blieb - meistens zumindest - begehbar. "Die Fans waren sehr diszipliniert", sagte Werner Knausz, Vorstand von Altstoff Recycling Austria (Ara). Rund 500 Abfallbehälter wurden durch die Ara-Initiative " Reinwerfen statt Wegwerfen" aufgestellt. (David Krutzler, DER STANDARD, 14.2.2013)