Zottelmonster ringt mit Streifen: Selbstporträt von Adriana Czernin (2009).

Foto: Galerie Martin Janda

Wien - "Wir haben uns zur Ornamentlosigkeit durchgerungen", jubilierte Adolf Loos 1908, denn das war für ihn ein Zeichen geistiger Kraft. "Das Ornament hat keinen Zusammenhang mit uns, keinen Zusammenhang mit der Weltordnung", ätzte Loos. Aber er hat - betrachtet man die Arbeiten von Adriana Czernin - nicht ganz recht behalten: Denn in den Bildern der 1969 in Sofia geborenen Künstlerin hat das Ornament, der wiederkehrende Rapport, sehr viel mit der Welt und seinem reglementierenden System zu tun. Allerdings kommt das ordnende Gleichmaß auch bei ihr schlecht weg.

Die Kraft der ornamentalen Verführung wird in Czernins Aquarellen und Farbstiftzeichnungen zu einem den Leib einengenden, ja bedrohenden Gerüst. Während jedoch in älteren Arbeiten allzu anmutige Frauengestalten in ihren Ornamentgefängnissen zu ertrinken drohen, bricht Czernin in den in der Galerie Martin Janda präsentierten, jüngeren Werken wohltuend mit dieser Ästhetisierung: Der Übergriff des Ornaments wird gewaltvoller, der Widerstreit zwischen Geometrie und antropomorpher Form, zwischen Vor- und Hintergrund intensiver, zeigt sich im Kontrast zwischen glatten, harten Farbflächen und dem bewegteren, weicheren Duktus des Pinsels. Insbesondere die monochromen, abstrahierten Gestalten in Portrait Purple oder Portrait Yellow (beide 2012), die mit einem sie knechtenden, übermäßigen geometrischen Schatten zu ringen scheinen, versinnbildlichen diesen Kampf des Inneren mit dem Äußeren, von Psyche und Ratio: Investigation of the Inside heißt die Ausstellung passend. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 14.2.2013)