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Es gab Bier bei der CSU in Passau.

Foto: EPA/TOBIAS HASE

Passau/Berlin - Bier und deftige Sprüche en masse. Den politischen Aschermittwoch in Bayern haben die deutschen Parteien ausgiebig genutzt, um die eigenen Anhänger für das Wahljahr 2013 zu mobilisieren. Im Freistaat stehen im Herbst gleich zwei Urnengänge an: Am 15. September wird der Landtag gewählt, am 22. September ist Bundestagswahl.

Die CSU, die sich traditionell in der Dreiländer-Halle in Passau zum " größten Stammtisch der Welt" trifft, schoss sich auf SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ein. "Als Finanzminister und Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen hat Steinbrück in fünf Jahren mehr Schulden angehäuft als Bayern in seiner ganzen Nachkriegsgeschichte. Und da traut sich der herkommen, um uns Ratschläge zu erteilen", ruft Ehrenvorsitzender Edmund Stoiber den CSU-Anhängern zu.

Auch Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer knöpft sich Steinbrück vor: Steinbrück sei "in Hamburg geboren, in Düsseldorf gescheitert, in Berlin abgestiegen zum Problembären". Zum Thema soziale Gerechtigkeit falle Steinbrück nur eines ein: "Jedem das Seine und mir das Meiste." Daher empfiehlt Seehofer Steinbrück: "Lieber den Mund halten als die Hand aufhalten."

Von den SPD-Anhängern, die im nahe gelegenen Vilshofen zusammengekommen sind, wird Steinbrück hingegen mit "Peer-Peer"-Rufen begrüßt. Der Kanzlerkandidat, der in den vergangenen Wochen auch in der eigenen Partei Gegenwind gespürt hatte, ist sichtlich erfreut und bedankt sich, dass ein "Fischkopp" wie er im Bierzelt sprechen darf.

"Gurkenriege" in Berlin

Für ihn ist klar: Schwarz-Gelb müsse sowohl in Bayern als auch im Bund abgewählt werden. Denn die Regierung sei eine "Gurkenriege" - "so beliebt wie Blinddarmentzündung und Wurzelbehandlung auf einmal". Da die SPD im Bund und in Bayern in Umfragen hinten liegt, rät er den Genossen: " Lasst euch nicht kirre machen." Grund genug dafür gäbe es. Die SPD steht im Bund laut Forsa bei 25 Prozent, CDU/CSU bei 43.

Und er erklärt, dass er in Berlin Kanzler und SPD-Mann Christian Ude (Münchens Oberbürgermeister) in Bayern mithilfe der Grünen Ministerpräsident werden wolle: "Wir setzen nicht auf eine große Koalition. Ich spiele nicht auf Platz, ich setze auf Sieg." Steinbrück macht einmal mehr deutlich, dass er sich treu bleiben wolle: "Ich werde mich nicht glatt streifen lassen. Ich bin mir sicher, ihr wollt keinen geölten Politprofi als Kanzlerkandidaten." (Birgit Baumann, DER STANDARD, 14.2.2013)