Die von der Modebranche beinahe kultisch verehrte Designerin Phoebe Philo (Céline) hat das Birkenstock-Design für sich entdeckt.

Foto: Hersteller

Es gibt da einen Schuh, den wir in den vergangenen Jahren nicht mit jener Aufmerksamkeit bedacht haben, die er sich eigentlich verdient. Er kommt aus keiner der großen Modemetropolen, sondern aus dem deutschen Vettelschoß in Rheinland Pfalz, einer Gegend, die zwar für den Pfälzer Saumagen und für ihren gewichtigen Altkanzler bekannt ist, aber nicht für ihre Schuhe.

Diese Herkunft aus der Provinz hat den Schuhen über die Jahre hinweg viel Häme eingebracht, die auch dadurch nicht weniger wurde, dass sie vorzugsweise von Menschen in weißen Kitteln oder mit Rastas getragen wurde. Wobei man nie so ganz sicher war, was von beiden schlimmer war, die Okkupation der Birkenstocks durch geschmacksbefreite Blumenkinder oder durch versammelte Krankenhausmannschaften.

Nerz und Glitzersteine

Als dann auch noch das deutsche Mädel Heidi Klum dazukam, die eine eigene Birkenstock-Kollektion entwarf, blieb von den wenigen Sympathien für die breiten Sandalen nicht mehr viel übrig. Dabei drängte es die guten Birkenstocks von Anfang an hinaus in die große, weite Welt.

"Madrid" hieß das erste Model, später kamen "Arizona" und "Boston" dazu. Der Geruch von Vettelschoß blieb an den Korklatschen aber auch dann noch haften, als sie selbst von Menschen in Hollywood getragen wurden.

In diesem Frühjahr kriegen Birkenstocks jetzt eine neue Chance: Die von der Modebranche beinahe kultisch verehrte Designerin Phoebe Philo (Céline) hat das Birkenstock-Design für sich entdeckt.

Das Fußbett ist mit Nerz, das Oberleder mit Glitzersteinen überzogen. Schon hat der britische Guardian 2013 zum "Jahr der Birkenstocks" ausgerufen. Hoch lebe Vettelschoß! (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 15.2.2013)