Singvögel kann man überall füttern, sagt Ornithologe Peter Berthold. Er liefert dennoch ein paar hilfreiche Tipps.

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Eichhörnchen bedienen sich gerne am Vogelfutter.

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Diese Version ist ebenfalls nicht ganz optimal - zumindest für den Vogel.

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Zu kleine Einstiegslöcher halten scheue Vögel fern.

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Schon bei geringen Minustemperaturen verlieren kleine Vögel 15 Prozent ihres Körpergewichts in nur einer Nacht, wie der deutsche Ornithologe Peter Berthold im Gespräch mit derStandard.at berichtete. Aus mehreren Gründen spricht er sich dezidiert für die Ganzjahresfütterung aus - etwa damit die Vögel im Winter schon wissen, wo es ein zusätzliches Nahrungsangebot gibt. "Sie merken sich die Futterstellen für schlechte Zeiten", so der Vogelforscher.

Die Architektur

Das beliebteste Modell ist nach wie vor die Futterstelle in Hausform. Peter Berthold hat dafür eine Checkliste zusammengestellt: Bei regem Besuch sollte es nicht zu klein sein und eine Grundfläche von mindestens einem Viertel Quadratmeter haben. Die Tiere wollen einen guten Überblick haben, zum Beispiel ob sich gerade eine Katze anschleicht.

Ein kleines Loch als Einstieg ist generell nicht sonderlich beliebt. Das Dach muss ausreichend weit überstehen, um vor Regen und Schnee zu schützen. Es sollte zumindest 30 Zentimeter hoch sein, damit es auch von zögerlichen Arten wie Kernbeißer, Stiglitz oder Buchfink genutzt wird.

Moderne Futterspender haben die Form von Häusern, Kästen oder Silos. Die Automaten mit nach unten rutschendem Futter beugen der Verschwendung von Nahrung vor. Außerdem halten sie das Futter frei von Verkotung. Wenn Meisenknödel angeboten werden, empfehlen sich sogenannte Futterfedern aus Federstahl. Dadurch können Großvögel oder Eichhörnchen das Futter nicht wegtragen.

Das Ambiente

Der ideale Standort ist der Hausgarten, wenn er sich am Ortsrand und in der Nähe von Streuobstgärten, Gebüschen oder einem Wald befindet. Je mehr natürlicher Lebensraum in der Nähe der Futterstelle ist, umso mehr Arten werden sie nutzen.

"Singvögel lassen sich aber überall füttern", betont Berthold. Auch im städtischen Häusermeer am Balkon oder an relativ hohen Häusern werden sie das Nahrungsangebot nutzen.

Das Menü

Das geeignete Futtermittel ist laut Berthold Streufutter mit einem hohen Anteil an Sonnenblumenkernen, Hanf und wenig Getreide. Denn letzteres bevorzugen nur wenige Arten. Ungesalzene Erdnüsse sind besonders hochwertig. Ebenso gut sind Fettfutter mit vielen Hafer- und Weizenflocken und die bewährten Meisenknödel. Bei Bedarf sind auch Apfelstücke für Amseln, Wacholderdrosseln oder etwa Teichhühner sinnvoll.

Gastgeberischer Fauxpas

Ungeeignet sind hingegen viele Lebensmittel, die die Menschen essen. Sie enthalten viele Zusatzstoffe wie Salz, Gewürze, Konservierungsmittel sowie künstliche Aroma- oder Farbstoffe. Solche Inhalte belasten Vögel mit einem Körpergewicht von nur 20 Gramm sehr stark, erklärt Berthold. Altes Brot enthält zudem oft Schimmel, auch wenn er mit dem freien Auge noch nicht erkennbar ist, und sollte daher ebenso gemieden werden.

Gefrorenes Futter, wie etwa Apfelstücke, rufen hingegen keine Schäden hervor, wie der Ornithologe betont. So würden Gänse regelmäßig gefrorenes Gras weiden und Drosseln und Rotkehlchen auch hart gefrorene Beeren fressen.

Picknick

In Außenbereichen wie Gärten oder Parks ist zusätzlich eine Bodenfütterung notwendig, da viele Arten wie Lerchen, Rebhühner und Buchfinken nur dort ihre Nahrung aufnehmen. Wenn das Futter gelegentlich feucht wird, macht das laut Experten nichts - solange es nicht schimmelt. Viele Arten würden sogar leicht aufgeweichte oder ankeimende Sämereien bevorzugen.

Unerwünschte Gäste

Damit nicht nur die Ratten vom zusätzlichen Nahrungsangebot profitieren, gibt es Auffangschalen, in denen das herunterfallene Futter gesammelt wird. "Wenn die Ratten nichts am Boden finden, ziehen sie schnell weiter", weiß Berthold. Gegen Tauben helfe es, die Futterplätze im Gebüsch anzubringen, die diese Vögel für gewöhnlich meiden.

Es gibt jedoch zur Abwehr von besonders frechen Tauben auch Stäbchen, die so angebracht werden, dass nur die kleinen Vögel durchschlüpfen können. Aufpassen müsse man laut Berthold auch deshalb, weil in vielen deutschen Städten ein Taubenfütterungsverbot gelte. Zunächst bekommt man nur eine Ermahnung, doch die Strafen können irgendwann sogar bis zu 5.000 Euro betragen.

Hygiene

Sogar zum Thema Kot in Vogelhäusern hat Berthold geforscht. Sein Fazit: Die Exkremente schaden den Vögeln nicht. Einer seiner Studenten hat eine Doktorarbeit zum Thema verfasst. "Wir haben jahrelang Futterhäuser vergammeln lassen", berichtet der Forscher launig über seine Arbeit. Zum Vergleich wurden weitere Futterstellen ganz selten gereinigt und einige jeden Tag.

"Vögel haben eine permanente Körpertemperatur von mehr als 40 Grad und daher auch ein fantastisches Immunsystem. Denen macht das nichts, es schaut nur für das menschliche Augen nicht schön aus", sagt der Wissenschafter. Denn immerhin seien Dörfer früher genauso "stinkende Kloaken" gewesen und die Vögel hätten "auch diese Sauerei überlebt". (Julia Schilly, derStandard.at, 13.2.2013)