"Seit Wochen warten und hoffen nicht nur die Juden, sondern tausende treuer Katholiken in Deutschland - und ich denke, in der ganzen Welt - darauf, dass die Kirche Christi ihre Stimme erhebe", appellierte Edith Stein 1933 an Papst Pius XI. im selben Jahr, als sie Ordensschwester wurde. Zehn Jahre darauf wurde sie in Auschwitz ermordet, so wie ihre leibliche Schwester Rosa Stein, die sich ebenfalls taufen hatte lassen: Die Razzia in den von den Nationalsozialisten besetzten Niederlanden galt Katholiken jüdischer Herkunft, Edith Stein wurde aus dem Karmelitinnenkloster deportiert. Die Husserl-Schülerin, Philosophin und Pädagogin mit einem Arbeitsschwerpunkt auf Frauen- und Mädchenbildung war am Neujahrstag 1922 zum katholischen Glauben übergetreten. Ausschlaggebend für ihre spirituelle Neuausrichtung sollen unter anderem auch die Schriften der Teresa von Avila gewesen sein.

So wird der Film Die siebte Kammer / Die Jüdin - Edith Stein von Márta Mészáros (1995) im Zusammenhang mit dem Phänomen der Konvertierung gezeigt. Im Anschluss an die Vorführung im Haus der Schwestern vom heiligsten Erlöser folgt ein Gespräch mit Ursula Rapp, Leiterin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein in Feldkirch. Rapp, die Katholische Theologie und Judaistik studiert hat, habilitierte sich über Identifikationspotenziale für Frauen im Sirachbuch, Projekttitel: Misogyne Texte als heilige Texte lesen.

Die Gender-Studies-beschlagene Bibelexpertin diskutiert mit Hanno Loewy, Leiter des Jüdischen Museums Hohenems. Dort läuft bis 7. 4. die Ausstellung Treten Sie ein! Treten Sie aus! Warum Menschen ihre Religion wechseln. (pen, DER STANDARD, 13.2.2013)