Bild nicht mehr verfügbar.

Einzelkämpfer Marcel Hirscher stellt fest: "Die USA sind weit vor uns."

Foto: APA/Herbert Neubauer

Schladming war bisher kein guter Boden für österreichische Ski-Erfolge. Nur zwei Bronzemedaillen durch Nicole Hosp und Romed Baumann in der Superkombination hat die rot-weiß-rote Nation nach sechs Einzelbewerben am Konto. Eindeutig zu wenig für Fans, Funktionäre, Trainer und manche Sportjournalisten. Ist Österreich doch keine Ski-Nation mehr? Marcel Hirscher ließ am Dienstag mit folgender Aussage aufhorchen: "Man braucht nur ein bisschen recherchieren. Dann weiß man, was los ist. Die USA haben uns längst überholt, die sind weit vor uns. Da hat sich viel geändert in den letzten Jahren."

ÖSV Herren bei Großereignissen schwach

Vor allem bei WM und Olympia ist das amerikanische Team immer voll da. Wenn man sich die letzten Großereignisse genauer ansieht, sticht vor allem die magere Medaillenausbeute von Österreichs Herren hervor. Bei den olympischen Spielen in in Vancouver 2010 blieben die ÖSV Herren gar ohne Edelmetall. Im Medaillenspiegel der alpinen Skibewerbe befand sich die USA mit acht Medaillen durch Bode Miller (Gold in der Superkombination, Silber im Super G, Bronze in der Abfahrt), Andrew Weibrecht (Bronze im Super G), Lindsey Vonn (Gold in der Abfahrt, Bronze im Super G)  und Julia Mancuso (Silber in der Superkombination) auf Platz zwei, während Österreich mit nur vier Medaillen durch Andrea Fischbacher (Gold im Super G), Elisabeth Görgl (2x Bronze Abfahrt und Riesentorlauf) und Marlies Schild (Silber im Slalom) auf Platz fünf rangierte.

Mission Titelverteidigung gescheitert

Bei der WM 2011 in Garmisch Partenkirchen schrammten die ÖSV-Herren mit zwei Medaillen durch Philipp Schörghofer (Bronze im Riesentorlauf) und Hannes Reichelt (Silber im Super G) knapp an einem weiteren Debakel vorbei. Österreichs Damen schafften mit vier Goldmedaillen hingegen eine Sensation. Elisabeth Görgl holte zweimal Gold in Abfahrt und Super G. Anna Fenninger (Superkombination) und Marlies Schild (Slalom) komplettierten die goldige Ausbeute. Die Titelverteidigung gelang den Speedspezialistinnen nicht. Nur Marlies Schild hat kommendes Wochenende im Slalom noch eine Chance.

Zu wenig Speed

In der aktuellen Saison hinken die Österreicher vor allem in den Speeddisziplinen hinterher. Bei den Damen wartet man noch auf einen Sieg, bei den Herren gab es nur einen vollen Erfolg durch Hannes Reichelt in Bormio ex aequo mit Dominik Paris. Wurden die Erwartungen an die österreichischen Athleten bei dieser WM also zu hoch gesteckt? Für Hermann Maier, der in seinem Olympia Blog Funktionäre und Umfeld kritisierte, ist die schwache Medaillenausbeute keine Überraschung: "Wenn wir uns ehrlich sind, haben wir außer Anna Fenninger, die zweifellos und vor allem sich selbst enttäuschte, und Marcel Hirscher derzeit keine zwingenden Medaillenkandidaten."

"Skifahren ist kein Mannschaftssport"

Kilian Albrecht, ehemaliger österreichischer Slalomfahrer und Manager von Mikaela Shiffrin gibt Maier recht. Der 39-jährige Voralberger sieht im Gespräch mit derStandard.at den Fehler im System: "Goldmedaillen holen meist außerordentliche Talente. Sie sind Einzelkämpfer, die in ihren eigenen Strukturen unabhängig trainieren. In Österreich muss alles über den ÖSV laufen, trainiert wird im Team. Aber Skifahren ist kein Mannschaftssport. Es ist leider schwierig dieses System zu ändern. Der ÖSV müsste seine Macht aufgeben."

Nur alleine erfolgreich

Marcel Hirscher hat im ÖSV eine Ausnahmestellung, er geht seinen eigenen Weg mit der Unterstützung seines Vaters. Als Seriensieger steht er in Österreich alleine da. Während die USA mit den richtig großen Stars auftrumpfen kann: Lindsey Vonn kann 59 Weltcup-Siege und 103 Podestplätze aufweisen. Ted Ligety hat bisher drei mal den RTL-Weltcup (2007/08, 2009/10, 2010/11) gewonnen. Hinzu kommen die fünffache WM-Medaillengewinnerin Julia Mancuso oder die 16-jährige Slalom-Newcomerin Mikaela Shiffrin. Sie alle haben ihr eigenes privates Trainingsumfeld. "Auch für Tina Maze war es ein großes Glück, dass sie sich mit dem slowenischen Verband zerstritten hat. Ihre Erfolge in dieser Saison sprechen für sich", meint Albrecht.

"Der ÖSV hat Marcel Hirscher nicht gemacht"

Auch Rainer Schönfelder sieht Hirscher nicht als Produkt des Verbandes: "Der ÖSV hat Marcel Hirscher nicht gemacht. Das waren sein Vater und sein privates Team. Der ÖSV stellt ihm Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Pisten zur Verfügung. Das Projekt Hirscher würde in jeder Nation funktionieren, auch in Afghanistan." (APA/ris, derStandard.at, 12.2.2013)