Heidelberg - Mediziner sind der Entstehung von Prostatakrebs bei jüngeren Männern auf die Spur gekommen. Ein deutsches Forscherteam um Joachim Weischenfeldt vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg hat einen genetischen Mechanismus entdeckt, der bei der Entwicklung dieser Krebsform im frühen Alter eine wichtige Rolle spielt. Die Forscher fanden heraus, dass die Erkrankung in jüngeren Jahren durch einen anderen Mechanismus als Prostatakrebs im Alter ausgelöst wird. Die Erkenntnis könnte wichtige Konsequenzen für die Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs bei jüngeren Patienten haben, schreiben die Wissenschafter.

"Wir wissen nun, dass Tumore durch winzige Effekte entstehen, indem sich Bauteile im Erbgut verschieben", sagte Thorsten Schlomm vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, einer der Mitautoren der Studie. Prostatakrebs ist die häufigste Karzinomart bei Männern in den Industriestaaten. Vor allem Ältere sind davon betroffen. Dennoch seien etwa zwei Prozent der Männer bei der Diagnose zwischen 35 und 50 Jahren alt, heißt es im Fachjournal "Cancer Cell".

In ihrer Untersuchung analysierten die Wissenschafter das vollständige Erbgut von Prostatatumoren besonders junger Patienten und verglichen es mit dem von Geschwülsten älterer Erkrankter. "Damit haben wir erstmals bewiesen, dass es bei einem häufigen Krebs altersabhängige Entstehungsmechanismen gibt", teilte Weischenfeldt mit. An der Untersuchung sind auch Wissenschafter des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin beteiligt. (APA/red, derStandard.at, 11.2.2013)