Der freiheitliche Parteichef Heinz-Christian Strache und sein Generalsekretär Herbert Kickl haben ein bewährtes Konzept, die FPÖ zu positionieren: einen Schwachpunkt des Gegners identifizieren, den Gegner stellen und eine Duellsituation schaffen. Nach diesem Plan hat Strache die im Jahr 2005 nach Abspaltung des BZÖ schwer verunsicherte Partei durch mehrere Wahlen geführt.

In Wien ging der Plan 2010 am besten auf: Strache hatte sich zur Alternative zu Bürgermeister Michael Häupl hochstilisiert und damit immerhin jede vierte Stimme in der Bundeshauptstadt für die Freiheitlichen gewinnen können.

Dieselbe Walze rollte im vergangenen Herbst bundesweit an: Strache wurde als Alternative zu Werner Faymann plakatiert. Vor der Nationalratswahl 2008 hätte das noch vermessen gewirkt, da startete die FPÖ mit elf Prozent, stockte auf 17,5 auf und kam in allen folgenden Umfragen auf über 20 Prozent. Die SPÖ dagegen verlor, fiel unter 30 Prozent und dürfte nach aktuellen Market-Umfragen nur mit 27 Prozent bei der Nationalratswahl rechnen können, während die FPÖ aktuell bei rund 22 Prozent liegt.

Das wäre schon fast ein Duell auf Augenhöhe.

Aber das Bild geht so nicht auf. Denn erstens gibt es da ja noch die ÖVP - doch deren durch Regierungsamt und Erfolg in der Wehrpflicht-Frage aufgewerteter Parteichef Michael Spindelegger ist kein lohnender Duellpartner: Ob die ÖVP zweitstärkste oder nur drittstärkste Kraft wird, interessiert die Schwarzen viel mehr als die Blauen. Und dann ist da noch Frank Stronach, dessen Team nicht nur einen Teil dessen aufgesogen hat, was die FPÖ vom BZÖ übriggelassen hat, sondern auch ganz gezielt unter jenen Wählern wirbt, die eine generelle Enttäuschung über den Parteienstaat empfinden. Das waren schon zu VdU-Zeiten freiheitliche Kernwähler - und von denen könnten ebenso welche wegbrechen wie von den neuen Protestwählern. (cs, DER STANDARD, 12.2.2013)