Das Woolworth-Gebäude steht seit mehreren Jahren leer und beginnt zu verfallen. Weil sich eine Platte im Durchgang gelockert hat, musste der Bereich aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.

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Wien - In dem grauen Betonbau am Floridsdorfer Pius-Parsch-Platz erinnert nur noch die einsame Rolltreppe im Inneren daran, dass dort bis vor ein paar Jahren Woolworth auf mehreren Etagen ein breites Sortiment feilgeboten hat, das vom Duschgel bis zur Winterjacke reichte. Keine Nobelmarken, aber die gehörten ohnehin nie zum Konzept.

Nun sind die Scheiben mit Graffiti besprüht, der Gehsteig davor ist mit einem rot-weißen Baustellengitter abgesperrt. Allerdings wird nicht umgebaut, sondern die Absperrung ist notwendig geworden, weil sich eine Platte an dem leerstehenden Gebäude gelöst hatte und runterzufallen drohte.

Leeres Erdgeschoß

Auch in der Erdgeschoßzone im "Einkaufspitz" an der Ecke Brünner und Angerer Straße schaut es trist aus. Die Schaufenster sind innen mit weißem Papier zugeklebt, seit der C&A im Herbst ins neue Einkaufszentrum G3 nach Gerasdorf gezogen ist. Immerhin sind die Aufkleber mit "Sie finden uns ab 18. 10. 2012 im G3" wieder weg. Die Kunden dürften den Hinweis auch nicht mehr brauchen, die Shuttlebusse nach Gerasdorf, die täglich mehrmals vorbeifahren, sind gut besetzt. Im Einkaufspitz stehen noch weitere Geschäfte leer. Dabei hatte das kleine Shoppingcenter einmal kein Problem, Mieter oder Kunden zu finden.

Das traditionelle Einkaufsviertel rund um den "Spitz", das Zentrum von Floridsdorf mit dem hübschen freistehenden Amtshaus, erfängt sich seit Jahren nicht mehr richtig. Dort, am Beginn der Brünner Straße, wo es früher einmal einen großen Fürnkranz, einen Humanic und eben den C&A und Woolworth gab, bestimmen jetzt Handyshops und Schnellimbisslokale das Straßenbild, die Ein-Euro-Geschäfte werden bereits von 75-Cent-Läden abgelöst. Dazwischen haben sich kleine Modegeschäfte und ein Palmers gehalten.

Trotzdem stehen in dem Grätzel immer Geschäftslokale leer. Waren es vor einigen Jahren vor allem die kleineren Immobilien, sind nun die beiden großen Verkaufsflächen verwaist. Dabei wäre der nahegelegene Bahnhof eigentlich ein Kundenbringer, immerhin steigen dort 30.000 Menschen täglich ein, um oder aus.

Der Floridsdorfer Bezirksvorsteher Heinz Lehner (SP) ist zwar " eingeschränkt" froh, dass es weniger Leerstände gibt als noch vor einigen Jahren, richtig glücklich ist er mit der Situation aber nicht. Denn: "Das Angebot richtet sich nicht immer nach dem Bedarf." Noch dazu seien die Mieten sehr hoch. Für ein Geschäft "in der Größe einer Trafik" müssten am Spitz im Monat zwischen 3000 und 4000 Euro hingeblättert werden. "Viele machen nicht einmal so viel Umsatz", sagt Lehner.

"Abschreibposten"

Dass sich bei der Woolworth-Immobilie rasch etwas ändern wird, bezweifelt er: "Der Konzern scheint das Gebäude als reinen Abschreibposten zu betrachten." Derzeit verhandle man gerade schriftlich, wer die Kosten für die Absperrung und die Sicherungsmaßnahmen trägt.

Der Nutzungsvertrag für den Einkaufspitz wiederum ist mit Ende 2012 ausgelaufen. Der private Eigentümer, der für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, will nun laut Lehner ein neues Konzept entwickeln, das ein attraktives Angebot bieten soll. Alles, seufzt der Bezirksvorsteher, könne die Stadt eben nicht regeln. Doch, findet die Florisdorfer VP. Die Stadt solle endlich ein effizientes Grätzelmanagement auf die Beine stellen, fordert Klubobmann Erol Holawatsch. Sonst ende das Bezirkszentrum noch als Geisterstadt. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 12.2.2013)