Zum Auftakt des Telekom-Prozesses rund um eine Kursmanipulation im Jahr 2004 hat heute der Hauptangeklagte Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer ein Teilgeständnis abgelegt. Er habe dem Broker Johann Wanovits 500.000 Euro freigegeben, das "tut mir leid", so Fischer.

Kein Bestechungsgeld

Dies sei aber kein Bestechungsgeld gewesen, sondern als Dank an Wanovits für den Beistand bei einem Angriff auf den Kurs der Telekom Austria zu sehen gewesen, verteidigte sich Fischer. Er sei von einem Gegengeschäft ausgegangen. Auf Nachfrage räumte er aber ein, dass es bei anderen Investoren niemals zu einem Gegengeschäft gekommen war.

Dass er persönlich durch das Bonusprogramm eine Vergütung von deutlich über 300.000 Euro bekommen habe, relativierte Fischer. Unterm Strich seien ihm lediglich rund 30.000 Euro übrig geblieben. Wer das "Go" zur Kurspflege durch Wanovits gegeben hatte wusste Fischer nicht mehr.

Ein "ehrgeiziger" junger Mann

Kontaktpersonen zu Wanovits seien der mitangeklagte Josef Trimmel und Gernot Schieszler gewesen. Schieszler, der auf einen Status als Kronzeuge hofft, sei ein "ehrgeiziger" junger Mann, der seine Karriere im Blick hatte, meinte Fischer.

Nach Fischer musste der ehemalige Finanzvorstand Stefano Colombo im Wiener Landesgericht Rede und Antwort stehen. Er bekannte sich nicht schuldig. Beim Anstieg des Telekom-Aktienkurses quasi in der letzten Minute, der ein Mitarbeiteroptionsprogramm auslöste und ihm selber somit - wie den anderen beiden angeklagten Ex-Vorständen - 390.000 Euro bescherte, habe er sich nichts gedacht.

Der Prozess fand unter großen Medieninteresse statt, das aber am frühen Nachmittag deutlich nachließ. Die Angeklagten waren mit einer ganzen Armada an Anwälten angerückt, diese wollten gleich einmal den Sachverständigen Matthias Kopetzky wegen Befangenheit ausschließen, was der Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Michael Tolstiuk abschmetterte.

10 Jahre Haft

Der Prozess wird am morgigen Dienstag fortgesetzt. Den Angeklagten drohen im Maximalfall zehn Jahre Haft wegen Untreue. Als nächster angehört wird morgen, Dienstag, Ex-Generaldirektor Heinz Sundt. Er hat bereits heute vor Journalisten betont, dass er keinen Kurs manipuliert habe und Wanovits nicht kenne. Laut Staatsanwalt Hannes Wandl haben die als Beitragstäter angeklagten Trimmel und Johann Wanovits ein Teilgeständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von 10,63 Mio. Euro aus.

Zu ihrem aktuellen Vermögensstand befragt meinte Sundt, er bekomme 5.500 Euro monatlich, Fischer nannte 2.500 Euro monatlich. Colombo hat nach Eigenangaben kein Einkommen, Wanovits kommt auf 2.400 Euro monatlich.

Fischer hat der Telekom, die sich als Privatbeteiligte dem Verfahren angeschlossen hat, 500.000 Euro "zurückgezahlt". Ihre Prämie von jeweils 390.000 Euro haben die drei angeklagten Ex-Vorstände der Telekom nicht rückerstattet. (APA, 11.02. 2013)