Das neue PowerPoint.

Screenshot: derStandard.at/Pichler

Der neue Publisher.

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Das neue Excel.

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Das einstige "Datei"-Menü füllt nun eine eigene, touchfreundliche Startseite in jedem Office-Programm aus.

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Am Beispiel von Word: Ribbon im Standard-Format und...

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...im Touch-Modus.

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Vorlagen und Plugins...

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...bezieht man nun online.

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Das einfach gehaltene Office.com-Backend.

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Die Web App-Versionen dienen der Vorschau von Dokumenten und...

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...für rudimentäre Bearbeitung.

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Einen Store für Office-Apps gibt es bislang noch nicht. Es ist notwendig, sich auf der US-Seite einzuloggen, um auf die Auswahl an Helfertools zugreifen zu können.

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Online werden Dokumente auf Skydrive hinterlegt und synchronisiert.

 

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Nicht alles funktioniert bereits reibungslos.

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Mit kürzeren Verbindungsabbrüchen gehen die gestreamten Programme aber souverän um.

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Falsch umgeleitet: Der Login ins Office-Backend gelingt nur via Office.com, Microsoft selbst verweist aber teilweise auf eine nicht funktionierende Portalseite.

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Microsoft hat seine Office-Suite auf neue Beine gestellt. Kunden sollen, so die Stoßrichtung, künftig nicht mehr unbegrenzte Einzelplatzlizenzen erwerben, sondern einen monatlichen Obulus entrichten. Dafür gibt es neben lokal laufenden Installationen (Office 2013) auch Online-Zugriff auf eine Reihe der Büroprogramme (Office 365 Home Premium) über die Cloud. Wir haben einen kurzen Blick auf das neue Office geworfen.

Mieten und Kaufen

Vorweg muss gesagt werden: Es ist immer noch möglich, Einzelplatz-Lizenzen zu erwerben, die in der Fassung "Home & Student", "Home & Business" und "Professional" mit unterschiedlichem Programmumfang je eine lokale Installation erlauben. Wer also nicht von beliebigen Rechnern via Internet auf seine Dokumente zugreifen will, kann Office weiter nutzen wie bisher. Den Retailpackungen liegen keine Datenträger mehr bei, sondern Codes, mit denen das jeweilige Paket als Download bezogen werden kann.

Die beiden Office 365-Cloudangebote für Einzelkunden, "Home Premium" und "University" bringen neben fünf bzw. zwei Offline-Installationen eine Aufstockung des Skydrive-Speichers um 20 GB mit, sowie 60 Minuten Telefonieguthaben für Skype im Monat. Home Premium kostet 99 Euro jährlich oder zehn Euro pro Monat, für die University-Version werden 79 Euro für vier Jahre fällig. Unternehmen können auch nur die Online-Variante beziehen.

Testangebot mit Tücken

30 Tage lang ist das Testen des Home Premium Angebots kostenlos möglich. Den Weg dahin hat Microsoft allerdings mit Hürden gepflastert. So ist nach dem ersten Klick auf die Angebotsseite im weiteren Verlauf erst einmal nur schwer ersichtlich, dass es sich tatsächlich um ein kostenfreies Probeangebot handelt, da Microsoft dies dann plötzlich in kleinen Links und Fußnoten versteckt. Ärgerlich ist auch, dass der Probemonat nicht automatisch ausläuft.

Wer sich dafür anmeldet, muss entweder seine Kreditkartendaten angeben oder sein PayPal-Konto für den Dienst freischalten. Vergisst man, das Angebot vor Ablauf der Testzeit abzumelden, rutscht man automatisch ins kostenpflichtige Monatsabonnement.

Fünf Programme in der Cloud

Ebenfalls überrascht ist man, dass man nach der Anmeldung für Office 365 mit dem Installer für Office 2013 konfrontiert wird, da dieses zuvor im Prozess gar nicht auftaucht. Faktisch ist Office 365 nur der cloudseitige Teil des Angebots, während Office 2013 die lokale Installation bezeichnet. Diese muss aber nicht unbedingt durchgeführt werden. Erwähnenswert ist auch, dass man auf der Suche nach dem Online-Login zu Office 365 unter anderem auf nicht funktionierende Portalseiten weitergeleitet wird. Des Rätsels Lösung findet sich aber via Office.com, wo das Web-Interface für Office-Belange zugänglich ist.

Dort findet man eine Übersicht der zuletzt geöffneten Dateien. Freilich kann auch auf Skydrive nach den restlichen Dateien gesucht werden. Für die Online-Arbeit stehen Word, Excel, PowerPoint, Access und Publisher als Cloudversion zur Verfügung.

Von der Web App zur gestreamten Vollversion

Klickt man auf ein vorhandenes Dokument, öffnet sich bei Textdateien, Tabellenkalkulationen und Präsentationen eine entsprechende "Web App", die zur Vorschau dient. Von dort ausgehend kann eine erweiterte Version ihrer selbst mit grundlegenden Bearbeitungsfeatures geladen oder das vollständige Bearbeitungsprogramm gestreamt werden.

"Vollständig" bedeutet, dass die online-basierte Versionen von Excel und Co. 1:1 den Offline-Varianten entsprechen. Voraussetzung ist lediglich die Installation eines Browser-Plugins. Je nach Verbindungsqualität reagiert diese natürlich immer mit etwas Verzögerung im Vergleich zu einem lokal installierten Programm. Grundsätzlich ist diese Umsetzung aber ausgesprochen gelungen, selbst kürzere Ausfälle meistern die Streamvarianten ohne Probleme. Legt man im Web-Backend ein neues Dokument an, so öffnet sich standardmäßig gleich die vollständige Version. Für Access und Publisher scheint es noch keine leichtgewichtige Web App für Preview-Zwecke zu geben.

Eigenes Startmenü

Wie auch mit Windows 8, so will Microsoft mit Office 2013/Office 365 Touch und Desktop gleichermaßen bedienen. Jedes der Programme verfügt nun über eine eigene "Startmenüseite". Dieses ist eine Neuumsetzung des ehemaligen "Datei"-Menüs, das mit größeren Menüelementen im "Metro"-Stil auch Zugriff auf Dokumente auf Skydrive sowie Vorlagen (deren Abruf lieferte manchmal Fehlermeldungen) erlaubt und mit diversen Speicher- und Exportfunktionen aufwartet.

Es besteht sowohl für die Offline- als auch die Online-Ausgaben der Bürosoftware Anbindung an einen Store, in dem sich zusätzliche Helfer (nunmehr bezeichnet als Apps statt Plugins) erwerben lassen. Auch auf das Vorlagen-Sortiment wird nun aus der Cloud abgerufen und das jeweilige Template erst bei Bedarf heruntergeladen. Darüber hinaus wurde Office auch um neue Features erweitert. Word beherrscht nun die Bearbeitung von PDF-Dateien, Excel bietet nun unter anderem eine Echtzeitvorschau von Diagrammen für den ausgewählten Datenbereich.

Aufblasbares "Ribbon"

Die Kernprogramme selbst liefern als auffälligste Änderung ein überarbeitetes "Ribbon"-Menü. Die Buttonoptik wurde einem wesentlich "flacheren" Design geopfert. Bis heute streiten sich Fans und Gegner dieser 2007 erstmals eingeführten Konzepts darum, ob und wie vorteilhaft es gegenüber einer klassischen Befehlsleiste ist.

Für Touchbedienung ist diese Form des Interfaces in der Tat die bessere Wahl. Die einzelnen Elemente sind aber auch auf dem "Band" großteils sehr klein gehalten. Von Anfang an Touch-freundlich sind ausschließlich rudimentäre Funktionen für die Textformatierung. Dies kann durch die Zuschaltung des Touchmodus verbessert werden. In diesem liegen die einzelnen Steuerelemente weiter auseinander, was das versehentliche Antippen benachbarter Buttons verhindern soll. Dafür nimmt das Menü nach der Umstellung wesentlich mehr Platz ein.

In diesem Modus fällt die Dokumentenbearbeitung deutlich leichter, wirklich optimal ist das Bedienerlebnis über einfache Editierfunktionen hinaus aber nicht. Hier wäre die Umsetzung eines komplett neu strukturierten Menüs für Fingereingabe wohl eine sinnvollere Lösung gewesen, als einfach nur das bestehende Konzept "aufzublasen". Das Arbeiten auf einem reinen Touchgerät steht aber ohnehin noch im Widerspruch zu langwieriger, produktiver Arbeit mit Texten und Tabellen.

Basis für Plattformausweitung gelegt

Dieses Problem stellt sich aber ohnehin nur für Rechner mit "vollwertiger" Hardware, also Desktop-Linux, Mac OS und Windows-Systemen. Bei letzteren ist der Anteil an Tablets noch gering. Auf iOS- oder Android-Systemen funktionieren die Web Apps nicht. Für Windows Phone gibt es eie eigene Office-Adaption, mit der aber ebenfalls alles, was über einfache Modifikationen hinausläuft, nur mühsam zu machen ist. Microsoft wird wohl oder übel die Anzahl der unterstützten Plattformen auf Dauer ausbauen müssen. Die Basis ist mit Office 365 aber zumindest einmal gelegt.

Vernetzungsprobleme

In Sachen Vernetzung scheint das Projekt ebenfalls noch von Kinderkrankheiten geplagt zu sein. Nicht selten war im Test ein Login mit dem Live-Konto beim Öffnen der Streamversion eines Office-Programms notwendig, obwohl man sich bereits bei Office.com und einem vorher geöffneten Programm angemeldet hatte.

Die gleichzeitige Anmeldung auf Office.com mit zwei Rechnern aus dem gleichen Netzwerk hatte zur Folge, dass auf jenem der beiden PCs, auf der keine lokale Installation von Office vorhanden war, plötzlich nach einer solchen verlangt wurde, wenn man online eine Datei betrachten wollte. Auch das Löschen von Cache und Cookies und erneutes Einloggen brachte keine Abhilfe. Der Zugriff auf die gestreamte Version von Word war erst nach Öffnen eines PowerPoint-Dokuments über dessen Stream-Variante mitsamt erneutem Login bei Live möglich.

Fazit: Richtige Richtung, aber noch nicht ganz ausgereift

Dem ersten Eindruck nach macht Microsoft mit Office 365 einen Schritt in die richtige Richtung. Dass mit dem notwendig gewordenen Angebot der eigenen Software als Cloudversion eine Umstellung auf ein Abosystem notwendig geworden ist, ist nachvollziehbar (ein Testmonat ohne "Abofalle" wäre allerdings ein netter Zug gewesen) – Offline-Nutzer werden zumindest vorerst weiter bedient.

Word, Excel und Konsorten funktionieren als Stream bei gleichem Umfang fast genau so gut wie lokal installierte Software. Für diese Umsetzung gebührt den Redmondern Lob. Betrachtet man Dokumentenbearbeitung mit dem Finger als ernstzunehmende Alternative zur klassischen Eingabe, wird man jedoch das Bedienkonzept für diese anpassen müssen. Die derzeitige Lösung, die de facto nur das Ribbon-Interface aufbläst, erweist sich als wenig tauglich.

In den Griff bekommen muss man auch jene Probleme, die dazu führen, dass man sich beim Start einer Stream-App oft neu einloggen muss und Microsofts Server manchmal zu "vergessen" scheinen, dass man eingeloggt ist und Office 365-Kunde ist. Ist man die Kinderkrankheiten einmal los, ist das Office für die Wolke ein durchaus gelungenes Produkt, dem der Sprung ins Touchzeitalter noch nicht ganz geglückt ist. (Georg Pichler, derStandard.at, 18.02.2013)