Rücktritte von Ministern können eine sehr einsame Angelegenheit sein, wenn die Chefin Angela Merkel heißt. Arbeitsminister Franz Josef Jung (CDU), an den sich ohnehin kaum noch jemand erinnert, musste die Medien ebenso allein informieren wie später Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Merkel war irgendwo, weit weg.

Als sie dann später die Nase vom einst so hochgelobten Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) voll hatte, weil der ihr als Spitzenkandidat die Landtagswahl im strategisch wichtigen Nordrhein-Westfalen vergeigt hatte, zeigte Merkel ganz offen, welcher Härte sie fähig ist. Sie machte deutlich, dass sie Röttgen kurzerhand hinausgeworfen hatte.

Insofern darf sich die am Wochenende zurückgetretene deutsche Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) noch glücklich schätzen. Sie bekam von Merkel vor der versammelten Berliner Hauptstadtpresse ein paar ungewöhnlich warme Worte mit auf den Weg, bevor auch sie durch die große Türe zu verschwinden hatte.

Denn der Doppelauftritt kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie es im System Merkel zugeht. Wer einen Schatten auf das Kabinett wirft, wer nicht mehr den Anforderungen entspricht, der wird ersetzt. Nicht einmal Freundschaften zählen, in solch politischen Höhen gibt es nur Zweckbündnisse auf Zeit. So hart der Rücktritt von Schavan von vielen empfunden wird - manchem im Kabinett wird er acht Monate vor der Wahl eine Warnung sein. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 11.2.2013)