Rom - Die Ermittlungen um die skandalumwitterte toskanische Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) weiten sich aus. Die toskanischen Staatsanwälte wollen den Banker Emilio Botin, Präsident und Aktionär von Banco Santander, im Rahmen der Untersuchung um den Kauf der Regionalbank Antonveneta durch MPS im Jahr 2007 vernehmen, berichteten italienische Medien.

Kauf der Antonveneta

Die Staatsanwaltschaft von Siena will feststellen, ob beim Kauf der Antonveneta Schmiergelder geflossen sind. Die MPS hatte das Institut um neun Milliarden Euro von Santander gekauft. Diese hatte Antonveneta erst kurz davor um lediglich 6,6 Millliarden Euro erworben. Die Staatsanwälte wollen herausfinden, warum der Wert der Antonveneta innerhalb weniger Monate derart in die Höhe schießen konnte. Hinzu kommen weitere acht Millliarden Euro Schulden Antonvenetas, die das Geldhaus aus Siena übernommen hatte. Die Ermittler vermuten, dass die früheren MPS-Manager einen "geheimen Pakt" mit Santander geschlossen haben könnten, um den Preis Antonvenats in die Höhe zu treiben, die Bilanzen zu fälschen und Schwarzgelder anzuhäufen. Zuletzt war der Ex-Chef von Santander in Italien, der Banker Ettore Gotti Tedeschi, befragt worden.

Inzwischen geraten weitere Akquisitionen von Monte dei Paschi in den vergangenen Jahren ins Visier der Staatsanwälte. Die Ermittler überprüfen die Übernahme der süditalienischen Regionalbank Banca del Salento im Jahr 1999. Befragt wurde am Samstag erneut der Ex-Generaldirektor von Monte Paschi, Antonio Vigni, der als Schlüsselfigur in der Affäre gilt. Das Institut ist durch verlustträchtige Derivate- und andere Handelsgeschäfte in Bedrängnis gekommen. Die Bank gibt die Verluste aus drei problematischen Derivate-Geschäften mit 730 Millionen Euro an. Die Deals stehen im Zentrum von Ermittlungen gegen das frühere Management wegen mutmaßlichen Betruges.

Notenbankchef fordert rasche Aufklärung

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco forderte die Ermittler auf, so rasch wie möglich Klarheit um die Vorwürfe gegen das Ex-Management der Bank zu schaffen. Zugleich dürfe man jedoch die Anlegern und Bankkunden nicht unnötig beunruhien, warnte er.

Monte dei Paschi rechnet indes mit einer baldigen Auszahlung der beantragten milliardenschweren Staatshilfen. Das Geldhaus werde die Kredite über 3,9 Milliarden Euro in sehr kurzer Zeit erhalten, sagte Verwaltungsratschef Alessandro Profumo am Samstag am Rande einer Konferenz in Bergamo. Profumo, der im vergangenen April das Ruder der toskanischen Bank übernommen hat, zeigte sich zuversichtlich, dass MPS, das älteste Geldhaus der Welt, den Skandal bewältigen werde. "Monte Paschi besteht seit 540 Jahren und wird weitere 500 Jahre bestehen", versicherte der Banker. (APA, 10.2.2013)