Buster & David.

Foto: STANDARD / Cremer

Lange Zeit war die Wahrnehmung seines Schaffens auf Filmstars reduziert, bedauert Steve Schapiro rückblickend. Als Reporter für Zeitschriften wie Life, People, Vanity Fair, Interview et alii hatte er alle, wirklich alle Celebritys vor der Linse. Wobei er seinen Fokus prinzipiell auf das Alltagsleben gerichtet hatte. Als Street Photographer - im Sinne eines Cartier Bresson oder W. Eugene Smith, bei dem er studiert hatte - interessierte er sich stets für das, was hinter dem Offensichtlichen liegt.

Der 1934 in Brooklyn geborene Altmeister der Fotografie hegte vor allem ein Auge für die leisen und versteckten Zeichen der Zeit. So nahm er Szenen und Menschen des gewöhnlichen Lebens auf - Musiker, Tänzerinnen, die in ihrer Anonymität für ein bestimmtes Milieu und den Zauber des New Yorker Nachtlebens allgemein stehen und dadurch ikonografischen Status erlangen.

Berühmt ist er für seine Serien von Andy Warhol, de Niro, Redford, Barbra Streisand, Marlon Brando, aber auch seine subtilen Blicke auf Otto Preminger, Francis Ford Coppola. Erratisch sein in Kooperation mit David Bowie, Samuel Beckett oder René Magritte entstandenes Oeuvre. Zum Eindrucksvollsten aber zählen seine gesellschaftlich relevanten Reportagen - über Bob Kennedy, über Arbeiter aus Arkansas, Drogenabhängige in Harlem oder die Bürgerrechtsbewegung.

Ikonografischen Charakter haben seine atmosphärischen Bilder von der Ermordung Martin Luther Kings: der Handabdruck des Mörders an der Wand, Kings offene Aktentasche. Auch Muhammed Ali (alias Cassius Clay) porträtierte er, als dieser noch einen Rohdiamanten "in the neighbourhood" darstellt.

Die Rückschau Then and Now stellt scheinbar Widersprüchliches aus unterschiedlichen Dekaden gegenüber. Oftmals ironisierend, bewusst brechend. Als Essenz seiner Archive. Kontrastreich konterkariert die Accrochage das Erwartbare. Im Jargon des Films bleibend: Prädikat wertvoll. (Gregor Auenhammer, Album, DER STANDARD, 9./10.2.2013)