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Die Luftschlange wurde 1929 von Paul Demuth patentiert.

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Spätestens, wenn ein vielstimmiges "Helau, Helau" oder "Lei-Lei" aus dem Fernseher und durch die Straßen dröhnt, ist klar, dass man lustig zu sein hat. Im Gegensatz zum lebensfrohen Südamerika tendiert der deutschsprachige Raum ja eher zu lustigen Hütchen und roten Pappnasen als Ausdruck ausgelassener Fröhlichkeit. Und auf dem Höhepunkt zügelloser Feierstimmung dürfen Luftschlangen und Konfetti nicht fehlen.

Wobei: Diese beiden Utensilien sind es, die den Karneval dann doch feiernswert machen. Die Schadenfreude, andere kleine Papierschnipsel aus dem Haar klauben zu sehen, und das noch aus der Kindheit stammende Staunen, wenn aus einem Papierring durch ein wenig Atemluft eine lange Schlange wird, haben durchaus etwas.

Luftschlange 1929 patentiert

Zu verdanken hat dieses Amüsement die Welt Paul Demuth. Der hat sich in den Jahren 1929 und 1930 unter den Nummern 490003 und 531859 in Berlin zumindest die Luftschlange patentieren lassen, wie die Welt recherchiert hat.

Er muss relativ jung geblieben sein, schließlich war er zu diesem Zeitpunkt mehr als 70 Jahre alt. Geboren wurde der Buchbindermeister im Jahr 1855 in Brandenburg. Sein Beruf soll ihn dann auch auf das Geheimnis der Luftschlangen gebracht haben. Er schleuderte in einem Wutanfall eine bereits gelockerte Rolle Morsestreifen durch den Raum - und die mutierte zur Schlange.

Produziert werden sie heute aus bis zu zehn Kilometer langen Rollen, die dann in mehreren Arbeitsschritten zu den kleinen Spaßbringern werden.

Italienreise als Inspiration

Da der Wissensdurst der Menschen ja praktisch unstillbar ist, wurde auch erforscht, wie die Sache funktioniert. Demnach beträgt der ideale Abstand zwischen Rolle und Mund 30 Zentimeter, eine Mischung aus Unterdruck, Masseträgheit und Schwerkraft sorgt dann für die Entstehung der auch für Dekorationszwecke gern verwendeten Schlange.

Auch die Konfetti will Demuth erfunden haben. Ende des 19. Jahrhunderts soll ihm auf einer Italienreise die Idee gekommen sein. Was nicht ausgeschlossen ist, da es dort auch den Brauch gab, im Fasching mit Konfekt zu werfen. Davon soll sich dann der Name Konfetti abgeleitet haben.

Aus simplem Papier müssen die nicht sein. Werden sie aus speziellem Seidenpapier geschnitten, werden sie Slow-Fall-Konfetti genannt, die deutlich länger bis zum Erdboden brauchen. Mit etwas Glück bis zum Aschermittwoch. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 9./10.2.2013)