In der Kategorie Ungewöhnlich rangierte der Beitritt der Bundesbahn zur Industriellenvereinigung (IV) bereits vor fünf Jahren. Nicht so sehr, weil die ÖBB als Dienstleister - im Gegensatz zu den am Bahnausbau wohlverdienenden Zulieferern - eher kein Industrielobbying braucht. Viel mehr gegen eine Mitgliedschaft sprach die ÖBB-Eigentümerschaft, war die Verstaatlichte bis zur Privatisierungswelle in den 1990er-Jahren doch quasi der natürliche Feind der Privatindustrie.

Vor fünf Jahren sollte selbst das kein Problem mehr sein, waren die Weichen seit der Wenderegierung doch auch beim Bahngüterverkehr auf Privatisierung gestellt. Abgesehen davon, dass dieser Kurs im Sog der Wirtschaftskrise aufs Abstellgleis führte - mit den fortan zu leistenden ÖBB-Mitgliedsbeiträgen hatte die frühere IV-Führung eigene Pläne. Das Geld - damals befasste Bahnmanager taxieren den jährlichen Obulus auf " jenseits der 50.000 Euro" - wollte der politisch nicht ganz einflusslose Verein auf dem Wiener Schwarzenbergplatz in die Unterstützung von Privatisierungsmaßnahmen der ÖBB-Gütersparte RCA investieren. So die Grundidee der damaligen Funktionäre, die heute in der IV heftig bestritten wird. Wie auch immer, aus bekannten Gründen wurde nicht privatisiert, sondern studiert. Ergebnis: die Studie Der ökonomische Fußabdruck des Systems Bahn - eine Jubelbroschüre über den (hochsubventionierten) Wirtschaftsfaktor Schiene. (ung, DER STANDARD; 9.2.2013)