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Durchatmen: Die goldene Maria Höfl-Riesch, die bronzene Nicole Hosp.

Foto: APA/EPA/Schneider

Schladming - Der derzeit verletzte US-Amerikaner Bode Miller weilt in Schladming, er nützt seine Pause, um für den TV-Sender Eurosport zu kommentieren. "Ich kann mir vorstellen, wie es den Österreichern geht. Gibt es nicht bald Medaillen, dann kippt die Stimmung im Team und in den Medien", analysierte er in seiner Sendung "Ski-Pass".

Dass den Druck ausgerechnet Nicole Hosp nimmt, davon durfte nicht unbedingt ausgegangen werden. "Ich bin so glücklich, dass das hingehaut hat", sagte die 29-jährige Tirolerin nach dem Gewinn von Bronze in der Super-Kombination. 2007 bei der WM in Aare war sie zuletzt bei einem Großereignis erfolgreich, Hosp wurde Weltmeisterin im Riesentorlauf. " Die vergangenen Jahre waren sehr schwierig", sagte Hosp, die von Verletzungen zurückgeworfen wurde. "Das ist Balsam auf meiner Seele."

Die Gesamtweltcupsiegerin von 2007, die in diesem Jahr auch zu Österreichs "Sportlerin des Jahres" gewählt wurde, hatte sich im Oktober 2009 beim Weltcupauftakt in Sölden einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. Ein Jahr lang musste sie um ihr Comeback kämpfen. Hosp wurde vor allem in der Super-Kombi immer stärker, beim einzigen bisherigen Bewerb in dieser Saison in St. Moritz wurde sie Zweite.

Naturgemäß war auch die Deutsche Maria Höfl-Riesch höchst entzückt. Die 28-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen setzte sich nach Abfahrt und Slalom 0,46 Sekunden vor Tina Maze aus Slowenien und exakt eine Sekunde vor Hosp durch. Topfavoritin Maze, die zum Auftakt der WM den Super-G gewonnen hatte, konnte ihre Bestzeit in der Abfahrt, die sie mit der Salzburgerin Anna Fenninger teilte, nicht halten.

Für Höfl-Riesch gab es nach der Zieldurchfahrt von Maze kein Halten mehr. Sie stürmte in den Auslauf zurück und hüpfte im Schnee. "Das muss man sich einmal vorstellen: In dieser Saison war ich nur zweimal am Podest", sagte Höfl-Riesch. "Dass ich die Tina hier schlagen kann, hätte ich nie gedacht."

Zwist mit Wasmeier

Die Saison der Doppelolympiasiegerin von Vancouver 2010, die in Kanada neben der Super-Kombi auch noch im Slalom triumphierte, verlief durchwachsen - freilich auf hohem Niveau. Die Bayerin, die im Weltcup bisher 24 Siege einfuhr, gewann nur den Slalom in Levi, im Gesamtweltcup ist sie abgeschlagen hinter Maze Zweite.

Und dann hatte sich auch noch ein Streit mit dem ehemaligen Skistar Markus Wasmeier entbrannt. Doppelolympiasieger Wasmeier hatte ihr im Vorjahr erschienenes Buch als "unnötig" bezeichnet. In Schladming meinte Wasmeier, der als TV-Experte werkt, dass sie bei der WM "kaum eine Rolle" spielen würde.

Nach dem verpatzten Super-G, in dem Höfl-Riesch nach nur 21 Sekunden wegrutschte, legte Wasmeier in der ARD nach. "Das war blöd, auf den Innenski zu gehen." In der Super-Kombi antwortete Höfl-Riesch auf sportliche Weise - und holte die Goldmedaille nach, die ihr bei der WM 2011 in ihrer Heimatstadt verwehrt blieb. "Das ist schon eine kleine Genugtuung", sagte sie.

Maze, die in allen fünf Disziplinen Medaillenchancen hat, trauerte ihrem zweiten Gold nach. "Ich bin nicht zufrieden mit dem Slalom, habe zu viel gebremst. Am Start habe ich so viel Druck gefühlt wie noch nie."

Hinter Hosp landeten die Österreicherinnen Michaela Kirchgasser, Kathrin Zettel und Elisabeth Görgl auf den Plätzen vier bis sechs. "Natürlich bin ich enttäuscht", sagte Kirchgasser. "Im Zimmer werde ich jetzt eine Tafel Schokolade essen." Abfahrtssiegerin Fenninger fädelte im Slalom ein, auch im Super-G war sie schon ausgeschieden. "Die Abfahrt war gut", sagte die Salzburgerin. "Ich blicke nach vorne."

Zuversicht für die Abfahrt

Der Spezialbewerb steigt am Sonntag (11, ORF 1). Fenninger und Titelverteidigerin Görgl, die in der Kombi-Abfahrt Dritte wurde, haben sich positioniert. Die Medaillenchancen sind zudem nach dem verletzungsbedingten WM-Aus der dreifachen Saisonsiegerin Lindsey Vonn gestiegen. Die vereiste, kompakte Piste kommt auch Regina Sterz entgegen, die 27-jährige Tirolerin war in den ersten beiden Trainingsläufen die Schnellste. (David Krutzler, DER STANDARD, 9./10.2.2013)