London/Berlin - Die britische Regierung muss nach Ansicht der OECD ihre Strukturreformen und Wachstumsimpulse fortsetzen, um das Land wirtschaftlich wieder fitter zu machen. Es bestehe die Gefahr, dass eine längere Phase schwachen Wachstums die sozialen Ungleichheiten verschärfe, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in einer Bestandsaufnahme der britischen Wirtschaft mit. Die Auswirkungen der globalen Finanzkrise, Turbulenzen wegen der Euro-Schuldenkrise und die schwache Binnennachfrage drohten die Konjunkturflaute zu verlängern.

Dritte Rezession binnen vier Jahren

Großbritannien steuert auf die dritte Rezession binnen vier Jahren zu. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte zum Jahresende 2012 mit 0,3 Prozent unerwartet stark. Die Regierung hält mit einem harten Sparkurs dagegen, um den hohen Schuldenberg abzubauen. Die OECD mahnte, mittelfristig sei die Haushaltskonsolidierung entscheidend. Kurzfristig sollte man hier die Zügel etwas lockern. Es sei angemessen, das Etatdefizit langsamer schrumpfen zu lassen als ursprünglich geplant, um die Auswirkungen der Flaute abzufedern und den Haushalten über die Krise zu helfen.

"Es sollte keine zusätzlichen Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen - über die bereits geplanten hinaus - geben, um die vorübergehende Verlangsamung auszugleichen", mahnte die Industriestaaten-Gruppe. "Haushaltskonsolidierung muss eingebettet sein in ein umfassendes Paket, das auch Wachstum fördert", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria bei der Vorstellung der Studie in London. Die Geldpolitik der Notenbank sei das richtige Instrument, um die Wirtschaft kurzfristig anzukurbeln. Die Bank von England hat bereits ein Programm zum Kauf von Staatsanleihen über 375 Milliarden Pfund (436,1 Millionen Euro) aufgelegt. Bleibt die Konjunktur schwach, sollte die Notenbank hier nachlegen, betonten die OECD-Experten. Sie sagen der Wirtschaft 2013 nur ein mageres Wachstum von 0,9 Prozent voraus.

Um die Lage am Arbeitsmarkt aufzuhellen und soziale Ungleichheit zu bekämpfen, müsse die Qualifizierung von Arbeitnehmern verbessert werden ebenso wie der Übergang von der Ausbildung zum Arbeitsmarkt. Zudem müsse es mehr Anreize für Alleinerziehende geben, sich einen Job zu suchen. (APA, 6.2.2013)