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Hedgefonds: Hohe Gewinnchancen und hohes Risiko in direkter Korrelation

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Alternative Investments - wer sucht sie nicht, wenn die Zinsen für Sparbücher und Anleihen im Keller sind und die Börsen stark schwanken? Investmentprofis verstehen freilich unter Alternativen Investments (AI) vornehmlich etwas Spezielles: nämlich den Fachausdruck für Hedgefonds mit verschiedensten Ansätzen. Reiche haben diese Nische vor gut 50 Jahren entdeckt. Heute schätzt man das Volumen derartiger Fonds auf 650 Milliarden Dollar. "Das ist allerdings relativ", sagt Friedrich Kiradi, Geschäftsführer der Merit-Gruppe, die auf AI spezialisiert ist. "Denn allein die Investmentfonds-Gruppe Fidelity verwaltet ein ähnlich hohes Vermögen." Experten schätzen, dass noch immer rund 60 Prozent der AI von den so genannten Reichen gehalten werden. Der Anteil von Institutionellen und Privatanlegern ist aber stetig im Steigen.

Groß dabei Österreich spielt in dieser Liga insofern eine interessante Rolle, als gerade in der Spezialkategorie Managed Futures von hier aus gegründete Fonds einen überproportional großen Anteil haben. Namen wie Hasenbichler, Quadriga, SMN oder Merit genießen aufgrund ihrer Performance einen guten Ruf in der Branche. Erfolgreich zeigte sich zuletzt auch C-Quadrat. Fast alle arbeiten mit mehr oder weniger automatisierten Handelssystemen, die Trends auf den internationalen Aktien-, Zins-, Währungs- und Rohstoffmärkten auszunützen versuchen. Was bei sehr volatilen Märkten besser gelingt als in ruhigen Börsenzeiten. Zeigte der S&P-500-Index in den ersten fünf Monaten 2003 eine Performance von 10,35 Prozent, so erzielten die Managed-Futures-Fonds laut CSFB/Tremont Index im gleichen Zeitraum einen Wertzuwachs von 13 Prozent. Auch 2002, als der MSCI-World-Aktien-Index um 20 Prozent, der S&P 500 um 22 und der DAX um 44 Prozent abstürzte, konnte der Durchschnitt der Hedgefonds laut Tremont-Index ein Plus von drei Prozent erzielen. Und wieder ragten die Managed Futures mit plus 18 Prozent heraus.

Enormes Risiko Allerdings: Große Wertschwankungen sind keine Seltenheit. Riskant sind diese Produkte nicht nur wegen ihrer Anlagestrategien und ihrem (bei Managed Futures) unlimitierten Verlustrisiko, sondern auch, weil sie keiner gesetzlichen Kontrolle unterliegen. Für den Investor gilt lediglich, was zwischen ihm und der Gesellschaft vereinbart ist. Bestechend an solchen Produkten ist aber ein Umstand, der zunächst paradox klingt: nämlich dass durch ihre Beimischung im Umfang von zehn bis 30 Prozent nicht nur die Rendite des Gesamtportfolios erhöht, sondern gleichzeitig auch das Gesamtrisiko abgemindert werden kann. Das hängt damit zusammen, dass solche Investments zu den konventionellen Anlagen meist nur eine sehr schwache Korrelation haben. Um nicht nur den Superreichen und den Institutionen solche Strategien zu ermöglichen, gehen die Fonds immer mehr dazu über, die Mindestinvestments zu reduzieren. War früher unter einer Million Dollar nichts zu kriegen, liegt jetzt bei einigen Hedgefunds die Schwelle bereits bei rund 15.000 Euro. Bahnbrechend war dabei Quadriga, wo man via Genussschein sogar schon mit 2000 Euro dabei sein kann. Merit zieht jetzt mit dem Blue Danube Fund Aeneas Futures nach. Mindesteinstieg rund 14.000 Euro. Der Fonds ist kein unbeschriebenes Blatt. Für Großinvestoren arbeitet er bereits seit Mai 2000 und konnte bis Mai 2003 ein Plus von 145 Prozent (in US-Dollar) erzielen. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Printausgabe, 14.7.2003)