Siena/Rom - Die Verluste aus riskanten Derivate-Geschäften der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi werden Insidern zufolge noch höher ausfallen. Der Fehlbetrag werde zwischen den bisher bekannten 720 Millionen und einer Milliarde Euro liegen, sagte eine mit der Situation vertraute Person zur Nachrichtenagentur Reuters. Details werden nach einer Sitzung des Top-Managements erwartet.

Verwaltungsratschef will Klarheit schaffen

Verwaltungsratschef Alessandro Profumo hatte angekündigt, die drittgrößte Bank Italiens werde bald Klarheit schaffen. Zuletzt wurde der Verlust aus den drei heiklen Transaktionen auf rund 720 Millionen Euro beziffert. Ein Kollaps drohe allerdings nicht, so Profumo. Die Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore" berichtete unterdessen, der Derivate-Verlust belaufe sich auf 920 Millionen Euro. Hinzu kämen 120 Millionen Euro für Personalkosten, die im Zusammenhang mit dem Skandal stünden. Aus der toskanischen Traditionsbank verlautete, diese Zahl stimme nicht.

Die drei Deals aus den Jahren 2006 bis 2009, an denen die US-Bank JP Morgan, die Deutsche Bank und das japanische Geldhaus Nomura beteiligt waren, werden momentan von externen Beratern unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sollen dem Monte-Paschi-Verwaltungsrat unter Leitung des Ex-UniCredit-Chefs Profumo zugestellt werden. Die Verluste würden vermutlich zu einer nachträglichen Anpassung der Bilanzen führen und auch den Verlust im Geschäftsjahr 2012, der noch nicht bekannt ist, erhöhen. In den ersten neun Monaten belief sich der Fehlbetrag schon auf 1,66 Milliarden Euro.

Verhandlungen

Insidern zufolge ist die älteste Bank der Welt in Verhandlungen mit den beteiligten Instituten, um die Transaktionen zu verändern oder zu beenden. Die Gespräche mit der Deutschen Bank liefen gut, die mit Nomura aber nicht, sagte eine mit der Situation vertraute Person gegenüber Reuters. Die Unternehmen wollten sich nicht dazu äußern.

Die Bank ist bereits seit längerem auf milliardenschwere Staatshilfen angewiesen und nach dem jüngsten Skandal auch ein großes Thema vor der richtungsweisenden Wahl in Italien Ende des Monats. Monte dei Paschi ist stärker als viele andere Banken von der Schuldenkrise getroffen, weil es ein riesiges Portfolio mit italienischen Staatsanleihen hält und die Rezession für hohe Kreditausfälle sorgt. Zuletzt betonte das Management, genügend Puffer für die Derivate-Verluste zu haben. Zweifel bleiben aber: Die Rating-Agentur S&P hat die Bonitätsnote gerade herabgestuft. Sie liegt jetzt im sogenannten Ramsch-Bereich, der Investoren vor größeren Risiken warnt.

Ermittlungen laufen

Am Mittwoch befragte die Staatsanwaltschaft Siena zudem den ehemaligen Generaldirektor des Geldhauses, Antonio Vigni. Die Staatsanwälte ermitteln auch um den Kauf der Antonveneta durch MPS von der spanischen Bank Santander im Jahr 2007. Die Ermittler vermuten, dass die früheren MPS-Manager einen "geheimen Pakt" mit Santander abgeschlossen haben könnten, um den Preis Antonvenetas in die Höhe zu treiben, die Bilanzen zu fälschen und Schwarzgeld anzuhäufen.

Verwaltungsratvorsitzender Profumo, der erst seit vergangenem März die Bank leitet, gab zu, dass Antonveneta zu viel bezahlt worden sei. "Ich denke aber nicht, dass Teil dieses Gelds als Schmiergelder verwendet wurde", sagte er in einem TV-Interview.

Profumo betonte, dass es heute angesichts der Unsicherheiten rund um die Bank unmöglich sei, einen neuen Investor zu finden. Auf die Frage nach einem möglichen Einstieg der Deutschen Bank bei den Italienern sagte er: "Ich habe klar gesagt, dass ich gerne einen langfristigen Investor hätte. Die Deutsche Bank wäre ein Branchenpartner. Wenn sich sonst keiner anbietet, wäre die Deutsche Bank auch ok. Aber wir bevorzugen, wenn es möglich ist, Finanzinvestoren." (APA, 6.2.2013)