Wenige Tage vor der Volksbefragung über die Wehrpflicht am 20. Jänner brachte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) eine Volksbefragung über die Gesamtschule ins Gespräch. Die Koalitionsparteien sprachen sich größtenteils gegen die Idee aus.

Unterstützung erhält Häupls Vorschlag nun ausgerechnet von der ÖVP-nahen Lehrergewerkschaft: "Ich glaube, dass sich dieses Thema sehr gut eignet, um einen Volksentscheid herbeizuführen", sagt Jürgen Rainer, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS), laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse".

Rainer wünscht sich im Zuge einer Volksbefragung auch eine umfassende Debatte über die Vor- und Nachteile der Gesamtschule. Wie er bei einer Befragung selbst abstimmen würde, will Rainer nicht sagen. Aber: "Ich weiß, dass in unserem Lehrkörper der Wunsch nach einer gemeinsamen Schule weit verbreitet ist.

Kimberger: Wurde noch nicht zum Thema gemacht

"Das ist die Privatmeinung des Herrn Rainer", so der Vorsitzende der Arge Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger (FCG). "Das wurde noch in keinem Gremium zum Thema gemacht." Auch unter den Lehrern an Pflichtschulen könnten sich viele eine gemeinsame Schule gut vorstellen, meint Kimberger, da es diese mit der Volksschule für die Sechs- bis Zehnjährigen schon gebe. Allerdings ortet er große Unterschiede zwischen ländlichen Bereichen und der Stadt. Er selbst sei prinzipiell ebenfalls kein Gegner der Gesamtschule, "aber es kommt auf die Rahmenbedingungen an". So gebe es in der viel zitierten Gesamtschule in Finnland zwar keine Differenzierung nach außen, aber extrem starke Differenzierung nach innen. "Ich wünsche mit ein Angebot über die gesamte Bandbreite: Man darf die Schwachen nicht vergessen und muss die Starken in ihren Talenten fördern." (red, derStandard.at, 5.2.2013)