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Tina Maze beinah im Ziel und praktisch am Ziel. Sie sorgte für den ersten WM-Titel einer Slowenin im Super-G.

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Per Hubschrauber wird Lindsey Vonn in das Krankenhaus von Schladming geflogen. Für die 29-Jährige ist die WM nach ihrem Sturz vorbei.

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Maze sah den Unfall ihrer Konkurrentin im Ziel und war ordentlich mitgenommen.

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Schladming - Es war das bisher chaotischste Rennen der Saison. Dennoch stand am Ende keine Überraschungsweltmeisterin fest, sondern mit Tina Maze die Dominatorin dieses Winters. Die überlegen im Gesamtweltcup führende 29-jährige Slowenin gewann zum WM-Auftakt den Super-G in 1:35, 39 Minuten und kürte sich zur ersten Weltmeisterin ihres Landes in dieser Disziplin. "Für Slowenien, so ein kleines Land mit so vielen guten Sportlern, ist das ein großer Tag", sagte sie nach dem Rennen. Ihre dritte Silbermedaille bei Weltmeisterschaften holte Lara Gut aus der Schweiz, Bronze gewann die US-Amerikanerin Julia Mancuso.

Davor mussten die Athleten und Zuschauer ordentlich Geduld beweisen. Wegen Nebels im Mittelteil der Strecke wurde der Start insgesamt 13 Mal verschoben. "Ich hab' die Ski schon für die Abreise geschultert gehabt", sagte Nicole Schmidhofer. Die 23-jährige Steirerin eröffnete das Rennen mit dreieinhalbstündiger Verspätung um 14.30 Uhr, es war der von der Jury zuvor festgesetzte letztmögliche Starttermin.

Maze ging mit Nummer 18 auf die durch den Regen am Vortag aufgeweichte Piste und schwang im Ziel 0,38 Sekunden vor Gut ab. Nur kurz nach ihrem famosen Lauf verwandelte sich Mazes Freude in einen Schock. Die siebenfache Saisonsiegerin sah auf der Videoleinwand ihre größte Konkurrentin Lindsey Vonn fürchterlich stürzen.

Schwere Knieverletzung

Die 28-jährige US-Amerikanerin verdrehte sich nach einem Sprung im Mittelteil das Knie, rammte das folgende Tor und blieb vor Schmerzen schreiend im Schnee liegen. Vonn war mit Zwischenbestzeit unterwegs zu ihrem dritten WM-Gold gewesen. Sie wurde mit dem Hubschrauber ins Schladminger Diakonissen-Krankenhaus geflogen.

Die vierfache Gesamtweltcupsiegerin, die bei 59 Weltcup-Rennen triumphierte, hat sich das vordere Kreuzband und das Innenband im rechten Knie gerissen, miteinhergehend ist die Verletzung des Schienbeinkopfes. Das gab das US-Skiteam am Abend bekannt. Vonn fällt für den Rest der Saison aus, soll laut Verbandsmitteilung in der kommenden Saison aber in den Weltcup zurückkehren.

US-Alpinchef Patrick Riml war nach dem Aus für seine Nummer eins trotz Bronze für Mancuso am Boden zerstört. "Das brauche ich nicht einmal mehr kommentieren", sagte der Tiroler. Mit Kritik am Start des Rennen hielt er sich zumindest offiziell zurück: "Es hat stattgefunden, mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Ein Pistenarbeiter, der beim Rutschen während des Rennens ebenfalls schwer gestürzt war, befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung. Auch er wurde im Krankenhaus wegen einer Gehirnerschütterung und einer offenen Wunde an der Nase erstversorgt.

Noch vier Chancen

"Ich hasse es, wenn Leute stürzen. Ich hoffe, Lindsey geht es gut", sagte Maze. Sie hatte erst im Jänner beim Super-G von St. Anton ihren Premierensieg gefeiert. Es war die letzte Disziplin, in der ihr noch ein Sieg fehlte. Das haben neben Maze und Vonn bisher nur noch vier weitere Athletinnen geschafft. In Schladming geht Maze auf fünf Medaillen los. " Mit etwas Glück ist es möglich. Ich glaube daran."

Das lange Warten am Start machte Maze, die 2011 WM-Gold im Riesenslalom geholt hatte, nichts aus. "Ich habe gewusst, es wird ein langer Tag. Ich war dafür bereit - und ich habe zu hundert Prozent gewusst, dass es noch ein Rennen geben wird." Zugute kam Maze der lange, kräfteraubende, technische Kurs. "Die Trainingsarbeit im Sommer wirkt", sagte die Slowenin, die - vom Verband geduldet - seit 2008 mit ihrer vierköpfigen Privat-Mannschaft "Team to aMaze" trainiert. Geleitet wird die Truppe von ihrem Lebensgefährten Andrea Massi, der Konditionstrainer forcierte die physische Arbeit. Maze: "Ich stecke voller Energie."

Für die österreichische Mannschaft verlief der Auftakt enttäuschend. Mitfavoritin Anna Fenninger, Zweite in St. Anton, fuhr am selben Richtungstor vorbei wie die Liechtensteinerin Tina Weirather, auch die Deutsche Maria Höfl-Riesch scheiterte. "Vom Kopf her war es extrem schwierig", sagte Fenninger. "Wir haben nicht mehr an ein Rennen geglaubt." Andrea Fischbacher wurde Neunte, Titelverteidigerin Elisabeth Görgl landete zeitgleich mit Schmidhofer auf dem elften Rang. Regina Sterz aus Tirol beendete ihr WM-Debüt auf Platz 17. ÖSV-Damenchef Herbert Mandl steht schon nach dem ersten Bewerb unter Druck.

Das Rennen wurde wegen Dunkelheit und Nebels nach 36 von 59 Läuferinnen abgebrochen, aber gewertet. Die Italienerin Sofia Goggia, mit Startnummer 33 auf die schneller werdende Piste gegangen, verpasste als Vierte Bronze um nur 0,05 Sekunden. Es war der Schlusspunkt eines verrückten Rennens. (David Krutzler - DER STANDARD, 6.2. 2013 + online update)