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Erwürdig die Inschrift auf dem steinernen Portal der Bank Monte Paschi di Siena. Nun ist das älteste Geldhaus der Welt, das die Stadt Siena maßgeblich finanzierte, auf Staatshilfe angewiesen.

Foto: epa/MONTE DEI PASCHI DI SIENA/HANDOUT

Am Montag wurde erstmals der Ex-Präsident der Traditionsbank Monte Paschi di Siena (MPS), Giuseppe Mussari von den Untersuchungsrichtern in Siena vernommen. Er soll in dem größten Bankenskandal des Landes eine wichtige Rolle gespielt haben. Er habe nicht nur mit der spanischen Bank Santander wegen des Kaufpreises und mutmaßlichen Schmiergeldern bei der Übernahme der norditalienischen Bank Antonveneta gemauschelt, sondern auch mit der Vatikanbank IOR.

IOR zählte zu den Beratern von MPS bei der Übernahme von Antonveneta. Angeblich sollen bei den Finanzgeschäften von MPS auch okkulte Kräfte des Landes, von Freimaurern bis zu Opus Dei, mitgemischt haben. Die Richter wollen Klarheit, warum MPS im Jahr 2008 für Antonveneta stolze 9,3 Milliarden Euro an Santander Bank gezahlt hat, obwohl die spanische Bank für das Institut wenige Monate zuvor nur 6,3 Milliarden Euro gezahlt hatte.

"Aufpreis"

Laut dem ehemaligen Berater der Dresdner Bank in London, Antonio Rizzo, diente der bei Zukäufen grundsätzlich übliche strategische "Aufpreis" beim MPS-Deal allerdings dazu, um Schmiergelder zu zahlen. Er habe diesbezügliche Telefongespräche aufgenommen. Demnach sollen mehrere MPS-Bank-Manager und Mittelsmänner Geld auf Konten in die Schweiz abgezweigt haben. In der City seien MPS-Banker als "Mister fünf Prozent" bekannt gewesen, weil sie von jeglicher Provision bei wichtigen Deals fünf Prozent Schmiergelder abgezweigt hätten. Rizzo wird noch diese Woche vor Gericht aussagen.

Auch der Ex-Chef von Santander Italia, Ettore Gotti Tedeschi, der spätere Chef der Vatikanbank IOR, soll seine Hände im Spiel gehabt haben. IOR habe ein Geheimkonto bei MPS geführt. Italiens drittgrößte Bank hat inzwischen zugegeben, bis zu 720 Millionen Euro mit geheimen Derivate-Deals verloren zu haben.

Nicht mehr geheim sind die Wetten von Hedgefonds auf fallende MPS-Kurse. Am Montag wurden MPS-Aktien wegen massiver Kursverluste von über zehn Prozent vorübergehend vom Handel ausgesetzt. Broker, die Hedgefonds Aktien für sogenannte Leerverkäufe leihen, spüren dieser Tage eine sehr hohe Nachfrage. Aktiv waren zuletzt Hedgefonds wie Odey Asset Management und Egerton Capital. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 5.2.2013)