BZÖ-Obmann Josef Bucher ist ganz zuversichtlich, dass das "Regime" der Scheuch-Brüder in der FPK ein Ende finden wird

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STANDARD: Das BZÖ provoziert mit einem Wahlkampf-Spot, der Kärntner Politiker, vor allem aus der FPK, in die Nähe blutiger Diktatoren wie Ceausescu, Milosevic oder Mubarak rückt. Wie rechtfertigen Sie so etwas?

Bucher: Wir wollten ja nie jemanden einer gewalthaften Tat bezichtigen und haben bei den Politikerköpfen Untertitel hinzugefügt: Kurt Scheuch, " Reißwolf", Uwe Scheuch, "part of the game" oder Gerhard Dörfler, " Scheuch-Marionette". Wir werfen auch keine Menschenrechtsverletzungen vor. Thema des Spots ist aber, dass sich das Volk von den bisherigen Machthabern befreit.

STANDARD: Ist der Begriff "Regime" für Scheuch, Dörfler & Co nicht maßlos überzogen?

Bucher: Das ist ein Regime der Brüder Scheuch. Wir haben das ja auch selbst miterlebt bei der Abspaltung der FPK. Damals hat man völlig gewissenlos und völlig undemokratisch eine fast absolute Mehrheit zum eigenen Machterhalt an sich gerissen. Der Wähler hatte 45 Prozent dem BZÖ zugeteilt. Nur drei Prozent haben FPÖ gewählt. Da wurde doch reiner Stimmen- und Mandatsmissbrauch betrieben. Das muss man den Leuten auch immer wieder sagen.

STANDARD: Die Kinos verweigern es, den Spot zu zeigen.

Bucher: Ich bedaure das. Ich schließe nicht aus, dass sich einzelne Regierungsmitglieder mit den Kinobetreibern in Verbindung gesetzt haben, um die Ausstrahlung zu verhindern. Das ist für mich eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung.

STANDARD: Verantwortlich dafür ist Ihr BZÖ-Kollege Stefan Petzner. Wollte der nicht zum Team Frank Stronachs wechseln?

Bucher: Das ist Unsinn und für mich absolut unvorstellbar. Ich weiß nicht, woher dieses Gerücht stammt. Wahrscheinlich wird das vom politischen Gegner gestreut. Ich schließe auch aus, dass sich Petzner Stronach anschließt, wenn wir den Einzug in den Kärntner Landtag nicht schaffen. Er arbeitet ja schon intensiv auf die Nationalratswahl hin.

STANDARD: Sie wollen Landeshauptmann von Kärnten werden, obwohl nicht einmal klar ist, ob das BZÖ überhaupt in den Landtag kommt. Nehmen Sie da nicht den Mund zu voll?

Bucher: Jeder, der antritt, will hoffentlich Landeshauptmann werden. Das traue ich mir auch zu. Ich sage ja nicht, dass ich den Anspruch stelle, sondern lediglich, dass ich es werden will.

STANDARD: Wenn Sie den Einzug in den Landtag schaffen, bleiben Sie dann in Kärnten und ziehen nicht als BZÖ-Spitzenkandidat in die Nationalratswahl?

Bucher: Ich habe immer gesagt, wenn wir in Kärnten ein zweistelliges Ergebnis bekommen, sodass wir auch in der Regierung politisch eingreifen können, dann werde ich diesen Regierungssitz annehmen. Das hindert mich nicht, als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl zu gehen.

STANDARD: Da könnte aber das Team Stronach einen dicken Strich durch die Rechnung machen?

Bucher: Ich fürchte mich nicht vor einem 81-jährigen Oligarchen, der nicht einmal ein echter Österreicher ist. Der hat nicht einmal ein eigenes Programm. Alles ist von uns abgeschrieben. Wir haben gute Ideen für Kärnten, etwa einen Handwerkerbonus, Gebührenstopp und eine neue Bildungsinitiative. Stronachs Kärntner Spitzenkandidat Gerhard Köfer ist und bleibt ein Sozialist. Der ist doch nur von der SPÖ weg, weil er neben dem Nationalratsgehalt nicht auf seine Einkünfte als Bürgermeister verzichten wollte.

STANDARD: Würde das BZÖ den Kandidaten der stimmenstärksten Partei zum Landeshauptmann wählen?

Bucher: Das muss man sich zuerst einmal anschauen, welche Personen das sein werden. Wir schließen niemanden aus. Es gibt in allen Parteien sehr vernünftige Leute. Es geht darum, dass man zu einer Zusammenarbeit findet, die fünf Jahre lang hält.

STANDARD: Würden Sie auch Gerhard Dörfler wählen?

Bucher: Man muss schauen, welche Machtzirkel es nach der Wahl geben wird. Derzeit gibt es eine Scheuch-FPK, und die werden wir sicher nicht unterstützen. Entscheidend wird auch sein, wie sich Dörfler verhält.

STANDARD: Das System Jörg Haider mit Verschwendung, Korruption und Freunderlwirtschaft in Kärnten steht heute am Pranger und ist vielfach ein Fall für die Gerichte. War nicht auch das heutige BZÖ ein Teil davon?

Bucher: Mit Verlaub: Mir hat man noch nie etwas anlasten können. Meine Freunderlwirtschaft hat so ausgeschaut, dass ich zwei Jahre lang Tourismusdirektor war und keinen Cent dafür gekriegt hab. Hätte ich nur einen Cent genommen, die jetzigen Machthaber hätte ihn schon ausgegraben und öffentlich gemacht. Die FPK, die die letzten vier Jahre in Kärnten an der Macht war, hat ihre Macht missbraucht. Das wäre unter Jörg Haider so nie geschehen.

STANDARD: Kurt Scheuch wirbt mit einem Brief ins Jenseits an seinen Freund Jörg. Darin prahlt er mit den Errungenschaften, die er gemeinsam mit Haider für Kärnten umgesetzt habe.

Bucher: Das ist doch pietätlos und charakterlos. Da hat sich Ursula Haubner zu Recht gegen die völlig unangemessene Vereinnahmung ihres Bruders zur Wehr gesetzt. Die Verräter in der FPK haben nicht den geringsten Anspruch auf das Erbe Haiders, weil sie ihn und sein Lebenswerk bei der erstbesten Gelegenheit verraten und verkauft haben - an die Strache-FPÖ. Scheuch sollte sich besser mit seinem eigenen politischen Jenseits auseinandersetzen.

STANDARD: Wenn das BZÖ den Einzug in den Kärntner Landtag nicht schafft, was dann?

Bucher: Ich gehe davon aus, dass wir es schaffen werden.

STANDARD: Wenn aber nicht, dürfte das BZÖ wohl auch ziemlich sicher aus dem Nationalrat fliegen?

Bucher: Es war nie unser hauptsächliches Ziel, in den Kärntner Landtag zu kommen. Wir haben immer gesagt: Unsere Herausforderung gilt eigentlich dem Wiedereinzug in den Nationalrat. Wir kämpfen weiter - auch wenn man mir die Autoreifen aufschlitzt, unsere Parteizentrale beschmiert oder mich sonst wie unter Druck setzt. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 4.2.2013)