Zagreb - Der kroatische Präsident Ivo Josipovic will nach dem Protest in Vukavar, bei dem am Samstag nach Schätzungen 20.000 Menschen gegen die Einführung der kyrillischen Schrift demonstriert hatten, die politischen Parteien an ihre Verantwortung erinnern: "Ich erwarte von den Parteien in Kroatien, vor allem von jenen, die Teil von Regierungen waren, dass sie den Bürgern die Wichtigkeit der Verfassung erklären. Wenn man das Gesetz nicht achten will, dann muss es geändert werden", so Josipovic am Sonntag. Reaktionen auf die Proteste seitens der Regierung waren bisher ausgeblieben.

Laut der kroatischen Verfassung muss Zweisprachigkeit eingeführt werden, wenn die Minderheit einer Stadt oder Gemeinde mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausmacht. Laut der jüngsten Volkszählung 2011 leben in Vukovar 34,8 Prozent Serben. In den vergangenen Wochen hatten sich kroatische Veteranen aus dem Jugoslawien-Krieg (1991-95) mit Unterstützung rechter Parteien gegen die Einführung der serbischen Sprache und der kyrillischen Schrift, etwa auf Ortstafeln, gewehrt und ein Moratorium verlangt.

Die kroatische Regierung hatte die Umsetzung des Verfassungsgesetzes angekündigt, jedoch das Datum offen gelassen. Milorad Pupovac, Vertreter der Serben im kroatischen Parlament, sagte nach dem Protest: "Das passt auf keine Weise zu einem Land, das in ein paar Monaten EU-Mitglied wird". Er zeigte sich besorgt darüber, dass immer wieder Versammlungen stattfänden, die den Kriegszustand prolongieren würden. Auf Transparenten in Vukovar war etwa zu lesen: "Wir haben Vukovar verteidigt, nicht Bykobap". (APA, 3.2.2013)