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François Hollande besucht am Samstag das Kriegsgebiet in Mali.

Foto: Reuters/Wojazer

Frankreichs Präsident François Hollande besucht an diesem Samstag Mali. Geplant ist auch ein Abstecher in das Kriegsgebiet im Norden, wo nach wie vor 3000 französische Soldaten im Einsatz stehen. Sie haben die Islamisten aus den wichtigsten Städten wie Gao und Timbuktu vertrieben; nach neuesten Meldungen verfolgen sie die Kämpfer derzeit in das Wüstengebiet entlang der Grenze zu Algerien und Mauretanien.

Offizieller Grund für den Besuch ist ein Termin Hollandes beim malischen Interimspräsidenten Dioncounda Traoré in Sévaré außerhalb des Kriegsgebietes. Das französische Außenministerium hatte schon zu Wochenbeginn verlauten lassen, es gelte nun einen Fahrplan für Wahlen in Mali festzulegen. Nötig sei zudem im Norden ein politischer Prozess mit "allen bewaffneten, nicht terroristischen Gruppen, welche die territoriale Integrität Malis anerkennen". Nach französischer Darstellung verdient also das Wüstenvolk der Tuareg, das anfangs aufseiten der Al-Kaida-Islamisten gekämpft und einen eigenen Staat ausgerufen hatte, Autonomieverhandlungen.

Paris befürchtet eine Ausweitung des Islamismus in einer Gegend, die bisher für einen sehr toleranten Islam bekannt war. Aus Ländern wie Mali, Senegal, Niger oder Algerien stammen viele Einwanderer der französischen Vorstädte. Neben Außenminister Laurent Fabius und Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian nimmt Hollande bewusst auch Entwicklungshilfeminister Pascal Canfin nach Mali mit.

Frankreich ist auch sonst an stabilen Verhältnissen in Westafrika gelegen: In Niger unterhält der Pariser Atomkonzern Areva mehrere Uranminen, die 30 Prozent des Brennstoffs für die französischen Atomkraftwerke liefern. Diese Minen liegen im Einzugsgebiet der Tuareg, nicht weit von der malischen Kriegsfront entfernt. Im Norden Malis sucht der französische Energiekonzern Total zudem Erdöl; die Erkundung des Bodenuntergrundes wurde nur wegen der Kriegshandlungen eingestellt.

Hollande selbst steht innenpolitisch unter starkem Druck, punktet aber in den Umfragen seit Beginn des Mali-Einsatzes. Er wolle in Timbuktu gewiss die Lorbeeren für "seinen" Militäreinsatz einsammeln, lautete am Freitag der ironische Grundtenor in französischen Internetforen. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, 2.2.2013)