Für den Test im Schnee schnappten wir uns die Allradversion

Polarisationswagen wäre auch ein Name für den CLS Shooting Brake gewesen. Denn kaum ein anderes Auto bewegt die Köpfe so wie er. Die einen beginnen bei seinem Anblick begeistert zu nicken. Die anderen schütteln verständnislos den Kopf.

Foto: der standard/gluschitsch

Wie jener Parkplatz-Nachbar, der nicht versteht, dass bei so wenig Abstand zwischen Heck und Mauer immer noch so viel Auto über die Begrenzungslinie stehen kann - was aber auch aufzeigt, dass nicht alle Supermarktparkplätze die Normlänge von fünf Metern haben. Denn so lang ist der Shooting Brake.

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Für Diskussionen sorgt auch das Design. Ein langgezogener Kombi mit einer coupéhaften Dachlinie, schmalen Fenstern und rahmenlosen Seitenscheiben. Mercedes-Benz nennt diesen Wagen genau deswegen Shooting Brake und polarisiert wieder. Weil dieser CLS mit der Karosserieform spielt, wie es der normale CLS bereits mit jener des Coupés tat.

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Ein Shooting Brake, oder Shooting Break, war einst eine Kutsche zum Schießen. Ein leichtes Pferdegespann, mit dem Ihre Lordschaft zur Jagd fuhr. Als die Engländer dann verstärkt auf Motoren als Antrieb setzten, übernahmen Coupés mit Steilheck und Heckklappe den Begriff für sich.

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Wir denken da etwa an den Reliant Scimitar GTE oder den zweiten Lotus Elite.

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Mercedes setzt Designformen weiter dem Wandel der Zeit aus, nennt den CLS trotz vier Türen Coupé. Da darf ein aktueller Shooting Brake dann auch gern zwei Türen mehr haben.

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Die Diskussionen hören sich aber endgültig auf, wenn man im Shooting Brake fährt. Wir fassten den 350 CDI aus, mit zweistufigem Turbo, viel, viel PS und noch mehr Drehmoment. Der Spritverbrauch erinnerte dann aber eher an den Geiz, den diverse Sprichwörter den Schwaben nachsagen.

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Im Innenraum ist der Mercedes weniger spartanische Kutsche als viel mehr Schloss. Da sitzt alles perfekt, selbst Fahrer und Beifahrer. Dazu kredenzen die Stuttgarter jede Menge Raum.

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Bis zu 1550 Liter Gepäck kann man bei umgelegten Rücksitzen durch die Heckklappe dieses - ha, Sie dachten, wir trauen uns nicht? - Kombis verstauen.

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Dabei agiert man aber vorsichtig, wenn man den edlen Holzladeboden geordert hat. Auch über die wunderschönen Aluschienen und den Velourteppich, die den Boden unseres Testwagens zierten, schiebt man höchstens ein weiches Tuch. Aber sicher nicht die maximal 525 Kilogramm Ladegut die der Stern stemmt.

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Dafür, dass dem vollbeladenen Shooting Brake nicht das Heck absinkt, sorgt die serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse. Unbeladen fährt er sich knackiger als erwartet. Das Fahrwerk passt zum starken Antrieb und spielt sich mit den rund zwei Tonnen Gewicht. Nur beim starken Anbremsen merkt man, dass man keinen echten Sportwagen fährt.

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Die Agilität der "Kutsche zum Schießen", der Allradantrieb, die imposante Beschleunigung und der erfreulicherweise sehr ansprechende Klang des zweistufig aufgeladenen Sechszylinder-Diesels täuschen darüber nämlich gerne hinweg. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 1.2.2013)

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